Effizienter sollen sie werden, die autonomen und vollrechtsfähigen Unis, und flexibler. Und da stelle sich die Frage, ob die derzeitige Organisationsform wirklich so sinnvoll sei, sagt Georg Winckler, Rektor der Uni Wien und Vorsitzender der Rektorenkonferenz. An der Uni Wien gebe es beispielsweise über 500 Kollektivorgane. Mitbestimmung sei auch weiterhin wichtig - "nur die Form sei zu überlegen". Der schlagwortartige Entwurf des Bildungsministeriums zur autonomen Uni sieht eine "Konzentration der Mitbestimmung der Studierenden auf einer Ebene" vor. StudentInnen sollen in Studienfragen und eventuell auf einer strategischen Ebene mitbestimmen können. Ob sie auch weiterhin wie bisher auf allen Ebenen, z. B. in Instituts-oder Fakultätskonferenzen vertreten sind, bzw. in welchem Verhältnis, das ist fraglich. Zwar betont der für die Unis verantwortliche Sektionschef im Bildungsministerium, Sigurd Höllinger, dass alle Vorschläge noch umfassend diskutiert werden müssten. Er macht jedoch auch klar: "Die Anzahl der Gremien und der darin sitzenden Leute muss reduziert werden"; die "rituelle Mitbestimmung" abgeschafft: "Oft sitzen die gleichen Leute in verschiedenen Kommissionen - und das sind meist nicht die, die sich auf Forschung oder Studium konzentrieren." Hier könne man die Studierenden "entlasten". Verständnis signalisiert die Hochschullehrer-Gewerkschaft: "Oft wird die Mitbestimmung gar nicht wahrgenommen - und keiner ist dann für Entscheidungen verantwortlich", so der Vorsitzende Klaus Zelewitz. Dass es Probleme gibt, Studierende für ÖH-Jobs zu gewinnen oder sie überhaupt für ÖH-Anliegen zu interessieren, weiß Margot Wallner, Ethnologie-Studienrichtungsvertreterin an der Uni Wien: "Die Studierenden sehen die ÖH mehr als Servicestelle denn als Instrument der Mitbestimmung." Dabei sei Mitbestimmung gerade auf der Instituts- und Fakultätsebene extrem wichtig, betont Anita Weinberger, Vorsitzende der Grünen ÖH-Fraktion GRAS: "Immerhin geht es dort um die Budgetverteilung." Ohne die studentische Kontrolle erhielten Rektoren, Dekane und Institutsvorstände noch mehr Macht: "Damit kommen wir von einer Demokratie in eine Monokratie", so Weinberger. "Nur zu einer anderen Form der Demokratie", sagt Winckler. Demokratie könne auch heißen: "Verstärkte Delegation, verstärkte Kontrolle und verstärkte Transparenz." Aus seiner Sicht sollte das Kurienmodell - mit der Trennung Professoren und Mittelbau - nicht in dieser Form weitergeführt werden. Doch zunächst müsse es eine intensive öffentliche Diskussion geben. Michael Weigel, der Sprecher des Uni-Lehrerverbandes, empfindet eine Einschränkung der Mitbestimmung von Studierenden und Mittelbau als kontraproduktiv: "Man sollte der Effizienz nicht den Interessensausgleich vollkommen opfern." Die stärkste ÖH-Fraktion, die Aktionsgemeinschaft (AG), zeigt sich hingegen gesprächsbereit; beispielsweise beim Mitspracherecht der Studierenden in Habilitationskommissionen: "Die Habilitation wird nach dem neuen Dienstrecht ohnehin an Bedeutung verlieren", sagt ÖH-Chef Martin Faißt. Er fordert Studierenden-Mitsprache auf allen Ebenen der Uni, kann sich aber eine "Straffung" vorstellen. Ein Vorschlag, dem kleinere Fraktionen wie die GRAS nichts abgewinnen können - sie wären in kleineren Gremien eventuell nicht mehr vertreten. Kritisch sieht man dort auch die geforderte stärkere Mitsprache der Wirtschaft; beispielsweise in einem beschlussfähigen Uni-Beirat. "Schon durch die stärkere Drittmittelfinanzierung ist Abhängigkeit von der Wirtschaft vorprogrammiert", befürchten die Grünen. In einem solchen Beirat solle die Wirtschaft nicht dominieren, gibt auch Winckler zu bedenken. Hier wäre eine "Breite der Gesellschaft zu erfassen, die aber auch die Wirtschaft nicht ausschließt". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.3.2001)