Netzpolitik
US-Detektive jagen Verleumder im Netz
Arbeit oft im Graubereich des Rechts
Redaktion
New York - Laut dem “Wall Street Journal” setzen US-Firmen
immer häufiger auf die Unterstützung von Privatdetektiven, um Verleumder und anonyme
Gerüchtestreuer zur Strecke zu bringen. Die Detektive beteiligen sich dabei unter
Pseudonymen an Diskussionen in Foren und anderen Diskussionsgruppen, um unzufriedene
Ex-Mitarbeiter, die Firmengeheimnisse ausplaudern oder Personen, die
Börsenmanipulationen beabsichtigen, auszuforschen. Erst vor wenigen Monaten hatte eine
gefälschte Information über die Firma PairGain an der Börse für Unruhe gesorgt.
Oft geht es einfach nur um anonym geäußerte, unliebsame Informationen, deren Urhebern
die Detektive auf die Spur kommen sollen. Häufig geben sich die Detektive dabei als
Frauen aus und verwickeln die "Verdächtigen" in Gespräche, die nicht selten in Flirts
ausarten. In einem dieser Fälle brachten die Detektive einen anonymen Autor dazu, die
private Homepage seiner "jungen Gesprächspartnerin" zu besuchen. In diesem Fall war die
Reidentifikation der Person einfach, denn der Besucher hinterließ eine IP-Nummer im
Referrer-Log der Site. Ein vergleichsweise leichtes Spiel für die Detektive.
In anderen Fällen verläuft die Fahndung schwieriger und langwieriger
So wurde ein Fall
beschrieben, in dem ein anonymer Schreiber ein an der Börse notiertes Unternehmen
mehrfach der Betrügerei beschuldigte. In einem seiner Schreiben meinte er nebenbei, dass
er gelangweilt von den Diskussionen sei und nun lieber eine Runde Schach bei Yahoo
spielen wolle.
Die Detektive folgten ihm sofort und forderten die Neuankömmlinge zu einem Spiel auf. Auf
Grund verschiedener Eigenarten konnten sie den Schreiber unter den anderen Spielern
identifizieren. Sie passten sich dabei an seine Umgangsformen an und verabredeten sich
wochenlang zu immer neuen Spielen, bei denen er nebenbei seinen "Nickname"
(Spitznamen) und seinen Arbeitgeber erwähnte. Ein Vergleich dieses Nickname mit den
Namen der Angestelltenliste dieses Unternehmens machte die Authentifizierung möglich.
Der Fall wurde der Börsen-Aufsicht gemeldet.
Die Detektive arbeiten oft in einem Graubereich des Rechts. Denn selbst wenn sie
beispielsweise die IP-Adresse des Anwenders bei einem Provider ausfindig machen können,
bedeutet dies noch lange nicht, dass dieser den Namen seines Kunden herausgibt. Im
Regelfall ist dies erst durch eine gerichtliche Verfügung möglich. Doch Detektive sind ja
(aus US-Filmen) dafür bekannt, solche Informationen auch ohne lästige Formulare zu
bekommen.
Und oft genug sind solche Maßnahmen gar nicht erforderlich, denn in vielen Fällen
verraten sich die anonymen Autoren selbst. So etwa in einem weiteren Fall, in dem ein
Schreiber anonym Anschuldigungen erhob, dabei aber den gleichen Nickname in einem
anderen öffentlichen Forum inclusive seiner kompletten Anschrift und Telefonnummer in
der Signatur verwendete. (pte/intern.de)