Schon während ihrer Kindheit in Deutschland hat sich in Özlem Özkan der Wunsch geregt, Schauspielerin zu werden: “In einem Musikgeschäft bei uns in der Nähe hatten sie die Auslage mit roten Vorhängen wie im Theater dekoriert, und immer wenn ich daran vorbeiging, dachte ich: Da will ich hin.” Der Wunsch blieb, richtig ernstgenommen wurde sie von ihren Eltern damit aber nicht - bis sie selbst schon dachte, es wäre nur etwas für “nebenbei”: “Die Berufsinfos waren erschreckend und es gab niemanden, der mich unterstützt hätte, es trotzdem zu versuchen”. Schließlich inskribierte sie Literaturwissenschaften an der Uni - wo sie letztendlich aber nie hingehen sollte, denn: “Eine Freundin hat mir von einer neueröffneten Schauspielschule in Wien erzählt, die ich mir unbedingt anschauen sollte - und da packte ich meine Sachen und fuhr von einem Tag auf den anderen los.” Aus dem “Anschauen” sind schließlich sechs Jahre geworden. Vor zwei Jahren hat sie die Ausbildung abgeschlossen, bereut habe sie nichts, im Gegenteil: Es wäre zwar ein großer Schritt für sie gewesen, von heute auf morgen von zuhause weg zu ziehen und allein zu leben, aber ein wichtiger: “Ich habe nie an meiner Entscheidung gezweifelt und war von da an 100 Prozent davon überzeugt, dass es mit der Schauspielerei funktionieren würde, und dass es nur von mir abhängt, ob ich es schaffe oder nicht.” Um sich ihr tägliches Leben zu verdienen arbeitete Özlem auch in Jobs, die vielen angehenden SchauspielerInnen wohl bekannt sind: sie kellnerte, tanzte und verteilte Flugblätter auf der Straße. Nach ihrem Abschluss kamen bald auch kleine Engagements - und auch die ersten Enttäuschungen: “Ich habe gemerkt, dass es in der Theaterwelt Dinge gibt, die mir in der Seele weh tun - wie die Leute dort oft miteinander umgehen, die Machspiele und Hierarchien,...” Zufällig bot sich ihr genau während dieser “Durststrecke” in “ihrer” Schauspielschule die Möglichkeit, zu unterrichten, und dabei blieb sie: “Unterrichten hat mit meiner Berufung, etwas mitteilen zu wollen, zu tun. Auch Theater bedeutet für mich, etwas mitzuteilen, und nicht nur, auf der Bühne zu stehen und auf den Applaus zu warten - nur, dass ich den Leuten beim Unterrichten viel näher bin, als auf der Bühne.” Beim Unterrichten sei sie strenger und distanzierter: “Beim Schauspielen kann ich das nicht, weil ich mich da ganz zeigen muss, um für das Publikum authentisch zu sein.” Ihre Vorstellung vom Schauspiel, sagt Özlem, sei eine ganz eigene, die - wie auch die Unterrichtsmethode in der Schauspielschule, wo sie lernte und arbeitet - sehr von Emotion und Körperlichkeit geprägt sei: “Wenn man seine Emotionen auslebt, sie anzündet und ihnen folgt, dann ist auch der Text logisch und kommt ganz aus Dir”. Sicherheit hätte sie nie gebraucht: “Sicherheit kann ich mir nur selbst geben: Mir ist wichtig, dass es mir gut geht und ich das machen kann, worin ich mich wohl fühle - und etwas anderes als Schauspiel und Gesang würde mich wahnsinnig unglücklich machen.” Und sie hätte einen grossen Wunsch: “Dass Eltern ihre Schauspiel-interessierten Kinder unterstützen und Schauspiel als ernsten Beruf akzeptieren - denn Schauspielen ist ernste, harte Arbeit, nur eben mit dem Körper und dem Gefühl.” Das ausführliche Interview mit Özlem Özkan finden Sie hier: “Im Theater herrscht eine klare Hierarchie, in die sich jeder, egal ob Frau oder Mann, einfügen muss.”