Wels - Die Ermittlungen im Fall des toten Eineinhalbjährigen in Wels laufen weiter. Der 19-jährigen Mutter von Marcel wird vorgeworfen, sie habe ihr Kind verdursten lassen. Entgegen ersten Aussagen war sie in der Zeit zwischen Faschingsdienstag und Faschingssamstag mindestens einmal in ihrer Wohnung. Wann das Kind genau verstorben ist, muss ebenso erst geklärt werden wie die Frage, ob es betäubt worden ist. Völlig unklar ist derzeit noch, warum und seit wann die Mutter ihr Kind vernachlässigt hat. Die Verdächtige wurde bis Anfang 2000 von der Welser Drogenberatungsstelle Circle betreut. Die 19-Jährige war 1998 mit einer Ecstasytablette erwischt worden, das Gericht hatte ihr die Auflage erteilt, an einer Beratung teilzunehmen. Wolf Dorner, Leiter der Dienststelle Sozialberatung beim Magistrat Wels, berichtet, dass sie an diesen Beratungen Anfangs auch teilgenommen habe. "Sie wurde seit April 1999 betreut, der letzte Kontakt fand Ende Jänner 2000 statt", erzählt Dorner. Dann sei die Jugendliche nicht mehr erschienen. Da die Betreuungsbestätigung fehlte, wurde das Jugendgericht wieder aktiv und schaltete die Jugendwohlfahrt ein. Die Drogenberatung selbst sei aber nicht mehr aktiv geworden. Man habe auch keine Notwendigkeit gesehen, da die Drogentests während der Betreuung negativ ausgefallen waren und das Kind gut betreut schien. Ein Hausbesuch der Jugendwohlfahrt im November 1999 habe dies bestätigt. Auch die Jugendwohlfahrt sieht sich nicht zuständig. Maria Pfennich, Leiterin der Stelle, geht davon aus, dass der Vorfall auf eine akute Krise zurückzuführen sei. "Bei dem Besuch Ende 1999 war das Kind altersgemäß entwickelt, es gab auch sonst keine Auffälligkeiten." Den Fragebogen des Jugendgerichts nach Abbruch der Drogenberatung habe man ausgefüllt, damals sei aber ebenfalls alles in Ordnung gewesen. Grundsätzlich sieht Pfennich keine mangelnde Kommunikation zwischen den beteiligten Stellen. "Hätte es Probleme mit dem Kind gegeben, hätten wir sicher eine Meldung bekommen", ist sie überzeugt. Man habe aber nach dem Jänner 2000 keinen Grund für einen weiteren Kontakt mit der Verdächtigen gehabt. (moe/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.3.2001)