Mensch
39 Pharmakonzerne klagen Südafrika
AIDS-Aktivisten argumentieren, dass die Pharmaindustrie den Entwicklungsländer billige Medikamente vorenthalte
Pretoria - Diese Woche begann vor dem
Höchstgericht in Pretoria der Prozess 39 internationaler Pharmakonzerne gegen
die Regierung Südafrikas. AIDS-Aktivisten argumentieren, dass die
Pharmaindustrie zu verhindern versuche, dass Entwicklungsländer billige
generische Medikamente bezögen. Die Pharmaindustrie ihrerseits betont, dass es
nur um ein südafrikanisches Gesetz gehe, das ihre Patentrechte verletzen
könnte, berichtet die Washington Post.
Derzeit sind zehn Prozent der 45 Mio. Südafrikaner betroffen. 1997 wurde ein
Gesetz verabschiedet, das einen eingeschränkten Import von generischen
Versionen patentierter Medikamente oder die Lizensierung ihrer inländischen
Produktion erlaubte. Zu einer Anwendung dieses Gesetzes ist es nie gekommen.
Die Pharmaindustrie klagte 1998. Sie argumentierte, dieses Gesetz sei zu
umfassend und ziele zu sehr auf Hersteller ab. Laut Mirryena Deeb von der
Pharmaceutical Manufacturers Association of South Africa bekämpfe man nur
Willkür und Unsicherheit. "Das hat nichts mit der Zugänglichkeit von
AIDS-Medikamenten zu tun." Südafrika habe bestehende Angebote
verschiedener Unternehmen für stark verbilligte Medikamente abgelehnt. Die
Regierung erklärt, dass auch diese Kosten zu einem Bankrott des
Gesundheitswesens führten.
"Dieser Prozess ist eines der wichtigsten Ereignisse für Afrika, Asien und
Lateinamerika", erklärte Zackie Achmat, der Vorsitzende der
Treatment Action
Campaign
. Mehr als 25 Mio. der 36 Mio.
HIV-Infizierten leben in Staaten südlich der Sahara. Im Vorjahr starben 2,4 Mio.
Menschen in dieser Region an AIDS. Aufgrund des Medikamentenmangels endet
die im Westen chronisch verlaufende Krankheit hier noch immer tödlich. (pte)