Wien - Genau genommen dauerte die Austromir-Mission nur neun Tage - vom 2. bis zum 10. Oktober 1991. Die wissenschaftliche Bedeutung geht jedoch weit über die Tatsache hinaus, dass auch ein Österreicher vorübergehend in der damals noch sowjetischen Raumstation Mir "wohnte". Der 30-jährige "Austronaut" Franz Viehböck hatte während seines Aufenthaltes 15 in Österreich entwickelte Experimente durchzuführen und Gerätschaften zu testen - von Audimir bis Pulstrans. Audimir Untersuchung, wie genau der Kosmonaut in der Schwerelosigkeit Schallquellen lokalisieren kann und wie das räumliche Hören mit dem Gleichgewichtssystem des Menschen zusammenwirkt. Das Experiment Audimir sollte für künftige Raumflüge Wege aufzeigen, wie das Orientierungsvermögen des Menschen unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit verbessert werden kann. Bodyfluid Die Beine eines Kosmonauten verlieren während eines Raumfluges an Masse, während Kopf, Hals und Brustraum durch aufgestaute Körperflüssigkeit anschwellen. Das Experiment untersuchte die Verlagerung von Körperflüssigkeit aus dem Blut und in das Blut unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit sowie die Ursachen dafür. Brillomir Ziel dieses Experimentes war die Untersuchung der Entmischungsvorgänge beim Abkühlen binärer Flüssigkeiten unter die kritische Temperatur unter Schwerelosigkeitsbedingungen. Die bei diesem Experiment gewonnenen Resultate finden bei der Herstellung von technologisch wichtigen Metallegierungen aus der Schmelze Anwendung. Cogimir Beim Experiment Cogimir wurden Veränderungen der Hirnleistung auf Grund psychischer und physischer Belastungen während des Raumfluges untersucht. Dosimir Im Weltraum sind Mensch und Material sowohl Teilchenstrahlung als auch elektromagnetischer ionisierender Strahlung (Röntgen- und Gammastrahlung) unterschiedlicher Energie ausgesetzt. Im Experiment Dosimir wurde mit Hilfe von Kernspurfilmen und speziellen Dosimeterkristallen erforscht, welche Dosis verschiedener Strahlungsarten auf den Kosmonauten an Bord der Raumstation einwirkt. Aus den Experimenten wurden neue Aufschlüsse für Langzeitflüge gewonnen. Monimir Im Experiment Monimir wurde der Einfluss der Schwerelosigkeit auf Haltungs- und Stellreflexe untersucht. Dazu musste der Kosmonaut nach einem vorgegebenen Schema Kopf- und Armbewegungen ausführen, die mit einem Videosystem aufgezeichnet und auf der Erde analysiert werden. Die Erkenntnisse wurden u.a. auch für die Rehabilitation von Patienten nach längerer Bettruhe oder nach Schlaganfällen ausgewertet. Motomir Motomir lieferte neues Wissen über die Funktionweise der Arm- und Beinmuskulatur in der Schwerelosigkeit und über die Ermüdung der Muskeln unter Belastung. Dazu wurde ein spezielles Messgerät entwickelt. Erkenntnisse aus diesem Experiment fanden auch in die Sport- und Arbeitsmedizin Anwendung, vor allem in der Diagnostik und Therapiekontrolle. Mirgen Die Kosmonauten auf Mir waren nicht nur der Schwerelosigkeit, sondern auch verstärkter kosmischer Strahlung ausgesetzt. Diese kann die Ursache für genetische Veränderungen, die Bildung von Krebszellen, das Entstehen von Erbkrankheiten und Defekten im Immunsystem des menschlichen Körpers sein. Das Experiment Mirgen untersuchte die Auswirkungen des Weltraumaufenthaltes auf die Immunzellen und die genetische Substanz (DNA) des menschlichen Körpers. Optovert Im Experiment Optovert wurde der Kosmonaut mit Hilfe einer Spezialmaske optischen Reizen ausgesetzt (optokinetische Stimulation), die ihm das Gefühl vermittelten, sein Körper hebt bzw. senkt sich. Ziel des Experiments war die Erforschung des Einflusses optokinetischer Stimulation auf das Orientierungssystem. Es ging dabei auch um die Vermeidung der so genannten Raumkrankheit, deren Ursache das Fehlen des Gleichgewichtsempfindens und der Ausfall des Körperfühlsystems unter Schwerelosigkeitsbedingungen sind. Fem Im Rahmen dieses Experiments wurden mit Hilfe zweier Spezialkameras Flugaufnahmen des österreichischen Territoriums gemacht. Gleichzeitig wurden am Boden und vom Flugzeug aus Vergleichsmessungen durchgeführt. Mit Hilfe dieser Aufnahmen und der gewonnenen Referenzdaten konnten die Einflüsse der Atmosphäre auf Fernerkundungsdaten untersucht werden. Mikrovib Ziel des Experiments war die Untersuchung spontaner Mikrovibrationen (unwillkürliches Zittern des menschlichen Körpers) in der Ruhelage und bei Belastung mit unterschiedlicher Dauer und Intensität. Zusätzlich wurden mit Hilfe eines Vibrators künstliche Schwingungen erzeugt und die Ausbreitung der Wellen auf der Haut gemessen. Logion Im Experiment Logion wurden die Funktionsfähigkeit und die Betriebseigenschaften von Flüssigmetall-Feldionenemittern in der Schwerelosigkeit untersucht. Solche Ionenemitter sollen die elektrische Aufladung von Satelliten kompensieren, die zu Spannungsüberschlägen und in der Folge zu Ausfällen des Energieversorgungssystems führen kann. Datamir Mit Datamir wurde ein Großteil der österreichischen Experimente in ihrem Ablauf gesteuert , verarbeitet und gespeichert Darüber hinaus stellteDatamir die Verbindung zum Telemetriesystem der Raumstation Mir dar, mit dessen Hilfe Experimentdaten bereits während der Mission der Bodenstation übermittelt und dort ausgewertet wurden. Migmas/A Das Experiment Migmas/A untersuchte die Stabilität der Betriebseigenschaften eines rasternden Ionenstrahlsystems unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit. Pulstrans Ziel des Experimentes war es, die Auswirkungen von Anspannungsbelastungen auf die Herzfunktion und das Gefäßsystem zu untersuchen. Eine spezielle, mit Biosensoren ausgestattete Jacke diente dazu, die biophysikalischen Kennwerte bestimmter Arterien in verschiedenen Phasen der Anpassung des Organismus an die Schwerelosigkeit zu bestimmen. Die Ergebnisse des Experimentes haben auch für die Herz-Kreislauf-Diagnostik Bedeutung. (APA)