Wien - Es sollte nicht vergessen werden, dass auch Österreich einen - nicht unerheblichen - Betrag zur Weltraumforschung geleistet hat. Vor nahezu zehn Jahren wurde der erste und bisher einzige Österreicher - Franz Viehböck - ins All geschossen. Das erfolgte im Rahmen des insgesamt rund 200 Millionen Schilling teuren Austromir-Projekts. Verkehrsministerin Forstinger nahm am Donnerstag dazu Stellung: "Die österreichische Beteiligung am MIR-Projekt in der Form von "Austro_MIR" war die erste Entwicklungsphase Österreichs im Raumfahrtsektor. Zum ersten Mal konnten österreichische Unternehmen und Institute durch direkte Beteiligung am MIR-Programm Erfahrungen sammeln, die eine wesentliche Grundlage für Österreichs anerkannte Position in der internationalen Raumfahrtsforschung darstellen und auf die die künftige Entwicklung des österreichischen Weltraumsektors aufbaut. Heute stellt Österreich einen wichtigen Partner in großen industriellen und wissenschaftlichen Weltraumkonsortien." Die Geschichte des Austromir-Projektes: - Juli 1987: Bei einem Besuch in Österreich macht der damalige sowjetische Premierminister Nikolai Ryschkow das Angebot, dass sich die Alpenrepublik an einem bemannten sowjetischen Raumprojekt samt Flug eines Österreichers zum Orbitalkomplex Mir beteiligen könnte. - 5. April 1988: Der österreichische Ministerrat fasst den Beschluss für die Austromir-Raummission. Im Oktober wird ein entsprechendes österreichisch-sowjetisches Abkommen geschlossen. - Noch 1988 melden sich auf eine öffentliche Ausschreibung für den "Posten" eines Austronauten mehr als 180 Österreicher, um eine Chance für einen Flug ins All zu erhalten. - Im März 1989 rücken nach Vortests 28 Männer und drei Frauen zum ersten harten Training in Österreich ein. - Am 15. September 1989 fliegen sieben Österreicher in das Sternenstädtchen bei Moskau. Es handelt sich um die letzten Kandidaten, die bis zur Auswahl von Dr. Clemens Lothaller (geboren 8. Mai 1963) und Dipl.Ing. Franz Viehböck (geboren am 24. August 1960) aus der Schar der Bewerber übriggeblieben sind. - Am 6. Oktober 1989 fällt in Moskau die Entscheidung: Der Arzt und der TU-Assistent werden als jene beiden Kandidaten ausgewählt, die zu Kosmonauten ausgebildet werden sollen. - Die heiße Phase für das Projekt beginnt Anfang 1991. Im Februar finden in Graz Gerätetests im Rahmen der Entwicklung der österreichischen Experimente und auch die Einführung der sowjetischen Kosmonauten, die mit dem ersten Österreicher ins All fliegen sollen, statt. Das Projekt steht unter unheimlichem Zeitdruck. - 7. August 1991: Eine Vorentscheidung für Viehböck: Mit dem Österreicher sollen als Kommandant der Russe Alexander Wolkow und als dritter in der Sojus-Mission der Kasache Tachtar Aubakirow ins All fliegen. Das zweite Team besteht aus Lothaller, Kommandant Alexander Wiktorenko sowie dem Kasachen Talgat Mussabajew. - 21. August 1991: Die technischen Geräte für die 15 Experimente, die der "Austronaut" an Bord von Mir durchführen soll, werden mit einer Progress-Raumkapsel zur Mir gebracht. - 30. September 1991: Auf der Gagarin-Rampe des russischen Weltraumbahnhofs in Baikonur in Kasachstan steht die Sojus-Rakete bereit. Am Abend entscheidet die russische Raumfahrtkommission endgüktig, dass Franz Viehböck ins All fliegen soll. - 2. Oktober 1991: Exakt um 6.59 Uhr MEZ hebt Sojus-TM 13 mit dem Österreicher an Bord von der Rampe ab. Der Start geht problemlos vor sich. Achteinhalb Stunden nach dem Abheben von Viehböck bringt seine Frau Vesna im Krankenhaus Wiener Neustadt ein gesundes Mädchen - Carina Marie - zur Welt. - 4. Oktober 1991: Sojus-TM 13 dockt an der Raumstation Mir an. Viehböck steigt - nach offizieller Version - unter den Klängen des Donauwalzers als Begrüßungsmelodie in die Raumstation um. Später stellt sich heraus, dass die Szene für das Fernsehen "gestellt" worden ist. Als Stamm-Crew befinden sich dort die russischen Kosmonauten Sergej Krikaljow und Antatoli Arzebarski. Unmittelbar darauf wird die Arbeit an den 15 österreichischen Experimenten aufgenommen. - 10. Oktober: Rückkehr zur Erde und Landung bei Arkalyk (Kasachstan). - 20. Oktober 1991: Viehböck und "Ersatzmann" Lothaller kehren nach Österreich zurück. (APA)