Wien – Mit einer freundlichen Stimmung rechnet das Investmenthaus J.P. Morgan Chase Fleming an den europäischen Aktienmärkten. Als positive Faktoren nennt der Produktdirektor der europäischen Aktiengruppe, Christian Elsmark, die sich abzeichnende Entspannung an der Zinsfront und das Umstrukturierungspotenzial. Zudem sei am alten Kontinent das Konsumentenvertrauen deutlich robuster als in den USA.
Positiv gesehen wird von Elsmark auch dass sich im Euroland gegenüber den USA langsamer verringernde Produktionsniveau gesehen. Auch würden sich die strukturellen Reformen in Europa schon jetzt in einem flexibleren Arbeitsmarkt, gestiegener Produktivität und verhältnismäßig niedrigem Inflationsniveau niederschlagen.
"Idealer Treibstoff"
Als "idealen Treibstoff" für die Börsen und Kaufsignal sieht Elsmark vor allem den jüngst gestarteten Zinssenkungszyklus. Für die US-Konjunktur wird zwar eine "weiche Landung" erwartet, angesichts der Konjunkturabkühlung in den USA rät der Experte jedoch Unternehmen mit einem großen Geschäftsanteil in den USA wie DaimlerChrysler zu meiden. Zu favorisieren seien vielmehr Unternehmen mit starkem Fokus auf regionale Märkte.
Unter den Branchen der "Value"-Aktien erwartet J.P. Morgan eine weite Sektorrotation in zyklische Konsumwerte. Positionen in defensiven Titeln sollten hingegen abgebaut werden. Auf Seite der Wachstumswerte wird ebenfalls zu einem Engagement in Aktien mit einer fundamental günstigen Bewertung oder großem Wachstumspotenzial geraten. Die Abkühlung der Technologiewerte sei keine Trendwende, sondern eine "gesunde Korrektur", gibt sich Elsmark optimistisch. Ein schnelles Ende der starken Schwankungen der Wachstumsmärkte sei jedoch nicht in Sicht.
Warnung vor "altem Wachstum"
Auch hohe Bewertungsniveaus von Wachstumsmärkten seien kein Problem, wenn diese durch künftige Wachstumsperspektiven gerechtfertigt seien. Elsmark warnt Investoren jedoch davor, "altes Wachstum" zu kaufen. Bei Nachrichten über eine Verlangsamung des Wachstumspotenzials – wie bei Intel, Hewlett Packard oder Nokia – müsse man entsprechende Positionen schnell verkaufen, da Korrekturen im Ausmaß von bis zu 40 Prozent zu befürchten seien.
"Fallen Angels"
J.P. Morgan selbst fokusiere bei den Anlageentscheidungen auf unterbewertete Titel in den Blue Chip- und Wachstumssegmenten. Die Aktienmärkte seien kurzfristig nicht effizient und würden statt des fairen Wertes vielmehr die Erwartungen und Meinungen der Marktteilnehmer widerspiegeln, so Elsmark. Die einzige Möglichkeit, den Markt zu schlagen liege darin, die Fehler anderer Investoren zu entdecken und auszunützen. So würden Anleger bei negativen Nachrichten oft nach dem "Wild West-Prinzip: Erst hängen – dann fragen", handeln, scherzte Elsmark. Hier liege aber auch die Chance bei "fallen angels" billig einzusteigen, wenn eine günstige Bewertung auch von einer positiven Nachrichtenlage untermauert wird.
Potenzial für Palfinger
Operativ selektiert das Investmenthaus bei seinem European Strategic Value Fund zunächst 30 Prozent der untersuchten Aktien auf Basis des erwarteten Kurs-/Gewinnverhältnisses (KGV) aus, um unter diesen die "fallen angels" auszumachen. Beim "European Strategic Growth Fund" würden hingegen Faktoren wie Gewinnwachstum im Vordergrund stehen. Überdurchschnittliches Potenzial bescheinigt das Haus hier unter anderen der österreichischen Palfinger. (APA)