London - Mit einer Kombination von Teilen des HI- und des Ebola-Virus wollen Forscher der Pennsylvania States University (Penns) laut Nature Biotechnology das Zentralproblem somatischer Gentherapien - dabei will man "kranke" Gene durch "gesunde" ersetzen - lösen, das des Transports der erwünschten Gene zum erwünschten Ziel, in diesem Fall: in Lungenzellen, die von Zystischer Fibrose befallen sind. Bisher experimentiert die Gentherapie vor allem mit Adenoviren als Vehikel ("Vektor"), aber sie transportieren schlecht, weil sie nur dann in Zellen gelangen, wenn diese sich teilen. Deshalb bleiben Gentherapie-Experimente seit zehn Jahren ohne Erfolg, deshalb gab es vor eineinhalb Jahren den ersten Toten durch die Kur selbst, Jesse Gelsinger. Tod durch Überdosis Während klinischer Gentherapie-Tests sind schon viele gestorben, aber sie waren oft im letzten Stadium ihrer Krankheiten. Jesse Gelsinger hingegen war ein 18-jähriger Mann mit einem Leberleiden, mit dem er alt hätte werden können. Um die schlechte Effizienz der Adenoviren auszugleichen, pumpte man ihn damit übervoll, er starb an Entzündungen. Der ausführende Arzt James Wilson und ganz Penns erhielt von der Gesundheitsbehörde FDA daraufhin ein Verbot weiterer Menschenversuche. Wilson hat seine freie Zeit genutzt und das Kombinationsvirus gebaut: HIV ist gefürchtet, weil es auch in Zellen eindringt, die sich nicht teilen. Deshalb wäre es ein idealer Vektor. Aber HIV dringt nicht in alle Zellen ein, deshalb hat man es mit Ebola kombiniert, das auch Lungen befällt. Beides sind natürlich nicht die kompletten Viren, sondern kleine Teile von ihnen, die in Versuchen an Zellkulturen und Mäusen auch Erfolge brachten. Zudem soll das Konstrukt absolut sicher sein. Das allerdings wird von Kundigen bezweifelt: Aids-Forscher Robert Gallo gab zu Protokoll, er würde "so ein Ding" nicht in seinen Körper lassen. (jl) (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 6.3.2001)