Warschau - Polens Staatspräsident Aleksander Kwasniewski und der Primas der katholischen Kirche, Kardinal Jozef Glemp, haben die Verantwortung von Polen für ein Massaker an 1.600 Juden während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg anerkannt. In einer am Montag ausgestrahlten Rede im katholischen Rundfunk sagte Glemp laut Kathpress, die Schuld von Polen an den Morden in Jedwabno könne nicht bestritten werden. Eine Kollektivverantwortung des gesamten Volkes für das Massaker lehnte Glemp jedoch ab. Kwasniewski erklärte am Montag im polnischen Fernsehen, der 60. Jahrestag des Massakers im Juli sei eine Gelegenheit, sich bei den Opfern zu entschuldigen. Das wichtigste sei für ihn, dass die historische Wahrheit bekannt werde, "damit wir sagen, was in solchen Situationen gesagt werden muss, und damit wir uns entschuldigen für das, was unsere Landsleute getan haben". Am 10. Juli 1941 waren in Jedwabno rund 1.600 Juden in einen Stall gezwängt und bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Die genauen Umstände wurden nie vollständig geklärt. In einem Strafprozess waren zwar 1949 ein Pole zum Tode und elf Landsleute zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Die kommunistische Regierung hatte die Verantwortung für das Verbrechen jedoch den Deutschen angelastet. Der Fall bekam im vergangenen Jahr durch eine Veröffentlichung des polnisch-amerikanischen Historikers Jan Tomasz Gross neue Aktualität. (APA)