Wien - "Folter ist ein höchst preiswertes, jeder Zeit wirksames, leicht verfügbares Mittel, um einzelne Menschen zu kontrollieren", und deshalb gleiche die Bekämpfung dieser weitverbreiteten Form von Menschenrechtsverletzung "einem Kampf gegen Windmühlen", erklärte der Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation von amnesty international Österreich, Heinz Patzelt am Montag bei einem Pressegespräch. Gleichzeitig gäbe es keine Gruppe, die so groß ist und so nachhaltig in der Geschichte diskriminiert worden sei wie die Frauen. Anlass des Pressegesprächs war die ai-Kampagne gegen Folter und Misshandlung von Frauen. Häusliche Gewalt nicht sanktioniert Man könne Folter nur durch die Beseitigung von Diskriminierung und durch die Bestrafung der Täter wirksam bekämpfen, betonte Patzelt. "Häusliche Gewalt ist ein tabuisierter Bereich, in der Straflosigkeit besonders konsequent durchgeführt wird. Solange Staaten dies nicht begreifen wollen, solange werden die Menschen dies nicht verstanden haben." Der Generalsekretär von ai-Österreich appellierte, öffentlichen Druck auf Staaten auszuüben, um Folter zu bekämpfen. Verurteilung durch Menschengerichtshof Amnesty international gehe von einem weiten Folterbegriff aus, erklärte die Vorsitzende der Aktionsgruppe Frauen von ai-Österreich, Christiane Stourzh. Die Verurteilung Honduras' durch den Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof im Jahr 1984 infolge des Verschwindens von Frauen sei bahnbrechend für die Weiterentwicklung des Folterbegriffes gewesen, erklärte die ai-Aktivistin. Bei offener Billigung von Gewalt an Frauen und bei fehlender "gebührender Sorgfalt", die Folterhandlung zu bekämpfen, können seither Staaten vom Interamerikanischen Menschengerichtshof verurteilt werden. Nächster Meilenstein für die Weiterentwicklung des Folterbegriffes war nach den Worten Stouzhs das Schlussdokument der in Wien abgehaltenen Weltmenschenrechtskonferenz von 1993, welches die staatliche Duldung von Gewalt an Frauen verurteilt. Häufig würde die Misshandlung von Frauen mit kulturellen Argumenten gerechtfertigt werden, bedauerte die Vorsitzende von ai-Österreich, Eva Kalny im Pressegespräch. Doch Frauen aller Kulturen würden gegen Genitalverstümmelungen, wie sie vorwiegend in afrikanischen Staaten praktiziert werden, und Ehrenmorde, die sich im Irak, Pakistan und im Libanon häufen, eintreten. Irakische Frauen besonders betroffen Im Irak ist laut einem neuen ai-Bericht sogar gesetzlich verankert, dass Familienmitglieder eine Frau im Namen der "Ehre" töten dürfen. Wenn eine Frau vergewaltigt wurde oder sie verdächtigt wird, eine sexuelle Beziehung zu einem anderen Mann zu haben, darf sie ermordet werden. Auch wenn sie die Scheidung von einem gewalttätigen Ehemann verlangt oder einen Mann nicht heiraten will, hat der Ehemann oder die Familie das Recht sie zu töten. Nach traditioneller Sichtweise wird dadurch die Ehre der Familie wiederhergestellt. Der Staat sieht zu und wird zum Täter. (APA)