Telefonieren über Internet ist im Kommen. Nach der jüngsten Schätzung der Internationalen Telekommunikations-Union (ITU) wurden letztes Jahr vier Milliarden grenzüberschreitende Gesprächsminuten über Internet oder Intranets abgewickelt. Von drei auf fünfzig Prozent Das sind zwar bisher nur drei Prozent des internationalen Telefonverkehrs, aber die Entwicklung verläuft rasant: In diesem Jahr soll der Gesprächsverkehr über IP (Internet Protokoll)- Netzwerke um mehr als 50 Prozent wachsen. Das geht aus einem Bericht über die IP-Telefonie hervor, den die ITU zu einem am Mittwoch in Genf beginnenden Seminar veröffentlicht hat. Gesprächsqualität via IP wird besser Die Internet-Telefonie ist attraktiv, weil Gespräche wesentlich billiger sind als über herkömmliche Leitungen. Die anfangs mangelhafte Gesprächsqualität wird immer besser. US-Unternehmen nutzen das, um ihre Kunden in den USA über ein Callcenter in Indien zu bedienen. Die Gespräche werden über IP-Netzwerke über tausende Kilometer hin und her transportiert. Staatliche Konzerne verlieren Nutzer Auch private Anrufer frohlocken wegen der günstigen Preise, aber die staatlichen Telekom-Unternehmen vor allem in Entwicklungsländern verlieren Geld. In Sri Lanka ist die Zahl der ankommenden Gesprächsminuten aus dem Ausland im vergangenen Jahr von 16 Mill. Minuten im Monat auf 9 Mill. Minuten gefallen. Dadurch verliert die Telekom-Gesellschaft monatlich zwei Mill. Dollar (2,16 Mill. Euro/29,7 Mill. S). Im internationalen Telefonverkehr zahlt nämlich die Gesellschaft, die den Anruf im Ursprungsland vermittelt, der Gesellschaft im Ankunftsland einen Teil der Einnahmen aus dem Gesprächen. Profitables Geschäft durch Kompensationszahlungen Länder, die traditionell viele Landsleute im Ausland haben, die regelmäßig die Daheimgebliebenen anrufen, haben davon in der Vergangenheit erheblich profitiert. Insgesamt schätzt die ITU die Einnahmen der Entwicklungsländer aus derartigen Kompensationszahlungen während der 90er Jahre auf 50 Mrd. Dollar im Jahr. Internet-Telefonie funktioniert aber nicht über die staatlich kontrollierten Kanäle. Die Regierungen können den Verkehr praktisch nicht überwachen. (APA/dpa)