Wien - Er ist kein Fan von Streiks. Aber er ist auch kein Fan des Dienstrechts an den Universitäten: weder des bestehenden noch des "drohenden" neuen. Der Rektor der Technischen Universität Wien, Peter Skalicky, empfindet es als Verletzung des Vertrauensgrundsatzes, wenn demnächst Assistenten mit provisorischen Dienstverhältnissen trotz bisheriger Aussicht auf ein pragmatisiertes Dienstverhältnis die Universitäten verlassen müssen, weil es nur mehr befristete Anstellungen gibt. Sein Alternativvorschlag? Übergangslösungen. Und keine provisorischen Dienstverhältnisse mehr für neu Eintretende, sagt Skalicky im Standard-Gespräch.
Prinzipiell - so findet er - sollten Universitäten ohnehin selbst entscheiden dürfen, wen sie unter welchen Bedingungen anstellen wollen. Der Gesetzgeber müsste sich völlig heraushalten. Genau das stellt das Bildungsministerium für 2002 mit Inkrafttreten der Vollrechtsfähigkeit für die Hohen Schulen in Aussicht. Doch Skalicky traut diesem Versprechen nicht. Er glaubt, dass letztlich eine Variante des jetzt diskutierten Dienstrechts mit "minimalem Spielraum für die Unis" herausschauen werde. "Nach meinem Geschmack rufen auch die Rektoren viel zu sehr nach dem großen Bruder." Und der bringt aus der Sicht des Rektors vorwiegend Nachteile: allen voran eine Verzögerung aller Personalangelegenheiten "um sechs Monate". Der TU-Rektor fände nicht einmal ein Rahmengesetz notwendig. Seine Uni konkurriere ja nicht mit Linz, sondern mit München, Aachen, Dortmund und Zürich.
Befristungen finden bedingte Zustimmung
Die jetzt diskutierten Befristungen (je vier Jahre für wissenschaftliches Personal und Assistenten - in Diskussion ist eine Ausweitung auf sechs Jahre - sowie sieben für Vertragsprofessoren mit der jeweiligen Option, sich für die nächste Karrierestufe bewerben zu können, wenn ein Job frei ist) finden bei Skalicky nur auf der ersten Stufe Zustimmung - obwohl international anerkannte Unis wie die ETH (Eidgenössisches Technische Hochschule) Zürich diese strengen Befristungen auch für Assistenten als selbstverständlich erachtet. Professoren haben damit die Möglichkeit, bei Dienstantritt die für ihre Forschung passenden Assistenten zu suchen und anzustellen.
Wer hingegen an eine heimische Uni wechselt, muss mit dem vorhandenen Personal das Auskommen finden - neben dem starren Gehaltsschema häufig ein Hemmnis, um hervorragende Wissenschafter aus dem Ausland nach Österreich zu bringen. Dennoch findet Skalicky diese Variante besser: "Warum soll ich erstklassige Leute mit Gewalt und einem Fußtritt hinausbefördern?" Dies würde außerdem vor allem die alte "Ordinarienuniversität" fördern: Professoren hätten alle Macht über die Assistenten.
Abschaffung der Pragmatisierung kein Problem
Die geplante Abschaffung der Pragmatisierung an den Unis ist hingegen für Skalicky kein Problem: Das sei ohnehin nur für Gendarmen und für Richter notwendig.
Insgesamt vermisst Skalicky aber einen "Masterplan für die Bildung". In diesem Zusammenhang wartet er auch schon lange auf das jetzt neuerlich versprochene "Standortkonzept" des Ministeriums. Denn einige Fächer werden in Österreich zu oft angeboten. Das Ergebnis: Österreich liegt bei den Bildungsausgaben innerhalb der OECD recht gut, doch für die einzelne Uni schaut zu wenig Geld heraus. "Die viel gelobte ETH Zürich hat um den Faktor vier bis sechs mehr Geld als die TU Wien", klagt Skalicky.
Ungehinderten Uni-Zugang gefordert
Seiner Meinung nach ist der geisteswissenschaftliche Bereich in Österreich viel zu groß - "etwas, das wir aus der Monarchie übernommen haben". Aber es habe auch niemand Halt geschrien, als in den Siebzigerjahren mit großem finanziellem Aufwand naturwissenschaftliche Fächer in Linz eingerichtet wurden, obwohl dort zuerst nur ein auf Wirtschafts- und Sozialwissenschaften beschränktes Angebot geplant war.
Und bei den Studenten? Skalicky tritt für ungehinderten Zugang zu den Unis ein. "Wer aber nach einem Jahr eine bestimmte Leistung nicht erbracht hat, kann nicht weiterstudieren oder zahlt die vierfache Studiengebühr." (DER STANDARD Print-Ausgabe, 7. 3. 2001)