Buenos Aires - Ricardo Lopez Murphy, Argentiniens neuer Wirtschaftsminister, wurde am Montag mit einem Knalleffekt an der Börse von Buenos Aires gefeiert. Der Merval-Index stieg um 8,1 Prozent an, nachdem er im Februar 15 Prozent eingebrochen war. Zudem fiel der Spread zwischen argentinischen Staatsanleihen und US-Anleihen, das so genannte Länderrisiko, von 780 auf 724 Basispunkte. Der in den USA ausgebildete liberale Volkswirt Lopez Murphy über seine Prioritäten: Die Dollar-Koppelung des argentinischen Peso soll aufrechterhalten und die öffentlichen Ausgaben gedrosselt werden, um das Vertrauen der internationalen Märkte wiederzugewinnen. Dies scheint ihm am ersten Tag seiner Amtszeit gelungen zu sein. International wurde Lopez Murphys Ernennung mit Optimismus, aber auch mit Zurückhaltung aufgenommen. So sagte ein Sprecher des Internationalen Währungsfond zur Tageszeitung La Nacion , man sei "beruhigt, aber nicht euphorisch". Inzwischen scheint auch klar zu sein, das der ehemalige Superminister Domingo Cavallo neuer Chef der Zentralbank wird. Die Regierung von Fernando de la Rúa habe ihm bereits die Stellung angeboten, warte aber noch auf die Entscheidung einer Parlamentskommission, die voraussichtlich am Freitag die Amtsenthebung des derzeitigen Präsidenten, Pedro Pou empfehlen wird. Pou wird vorgeworfen, in der Zentralbank Geldwäsche zugelassen zu haben. Neue Bindung Cavallo hatte im Jahr 1991 mit einer 1:1-Koppelung des Peso an den US-Dollar eine Hyperinflation von mehr als 2000 Prozent erfolgreich bekämpft. Diese Bindung an die US-Währung hat aber in den letzten Jahren die argentinische Wettbewerbsfähigkeit schwer belastet. Daher schlägt Cavallo nun vor, die Bindung durch eine Koppelung an einen gestreuten Währungskorb zu ersetzen, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt hat. (Jordi Kuhs, DER STANDARD, Printausgabe 7.3.2001)