Palo Alto - BigWords.com machte im vergangenen Jahr dicht. Das Unternehmen, das Uni-Material online vertrieb, war bankrott. Iown.com erlitt Mitte das gleiche Schicksal. Wenn auch der Name später von Citigroup erworben wurde, die Start-up-Firma überlebte den Internetcrash nicht. BigWords und Iown sind zwei von mehr als 270 Jungfirmen in den USA, denen seit Januar 2000 die Luft ausging - fast 70 Prozent in den vergangenen vier Monaten.

Doch das New-Economy-Debakel bescherte Investoren nicht nur Verluste - allein im Januar werden diese auf 1,5 Mrd. Dollar (22,25 Mrd. S/1,62 Mrd. EURO) beziffert. Die Pleiten sorgen auch für Profit. Beim Auktionshaus Charyn kam Ende Februar das Inventar von BigWords, Iown und TechPlanet unter den Hammer: Server ebenso wie Router, PCs und Printer sowie Aktenschränke und Palm-Pilots in Originalverpackung. David Charyn schätzt, dass er in den vergangenen Monaten auf mehr als zwei Dutzend Auktionen den Nachlass "verstorbener Dotcoms" verhökerte und dabei 25 Millionen Dollar umsetzte. Peanuts, nach Meinung von Charyn, der einen gigantischen Markt von drei Milliarden Dollar vor Augen hat. Charyn ist nicht der einzige Liquidator, der bei der Onlineflaute mitverdient. Cowan Alexander listet in den nächsten Wochen ein halbes Dutzend Auktionen von Dotcom-Inventar in Silicon Valley, Boston und Colorado auf. Mit dem Start-up-Resteverkauf mache er bisher 60 bis 70 Prozent des Umsatzes.

Händereiben um Tod.com Bislang liquidierte Cowan Alexander 44 Dotcom-Firmen im Wert von 60 Millionen Dollar. "Das sind Boomzeiten für uns", meint Firmenchef Don Cowan. Abgesehen von den Liquidatoren erleben auch die Online-Arbeitsvermittler wie Monster.com eine wahre Hausse. Techies, zuvor händeringend von Personalchefs gesucht, helfen nun oft als freie Mitarbeiter aus. Rund 800.000 Jobs sind in der IT-Industrie immer noch unbesetzt. Auch Firmen wie Webmergers.com, das eine Plattform für Käufer und Verkäufer von Webfirmen anbietet, machen gute Geschäfte: Im Januar sollen Käufer fünf Mrd. Dollar für 112 Internetfirmen auf den Tisch gelegt haben. Im Vorjahr erzielte der Verkauf von 57 Destinations noch rund 3,7 Mrd. Dollar. Außerdem stehen die Websites Skimaps.com und Hotel.com für 350.000 Dollar bzw. sechs Millionen zum Verkauf. (Rita Neubauer, DER STANDARD, Printausgabe 7.3.2001)