Die bereits fix paktierte Ablöse von Telekom-Austria-Chef Heinz Sundt könnte sich verzögern: Bei der Aufsichtsratssitzung der TA am kommenden Freitag werden wahrscheinlich keine Personalfragen diskutiert, sondern nur das Budget, verlautete aus Aufsichtsratskreisen am Dienstag. Grund ist das anhaltende Ringen zwischen den beiden Hauptaktionären Telecom Italia und ÖIAG um die Kontrolle des Unternehmens. Solange die Frage des zukünftigen Mehrheitseigentümers nicht geklärt ist, scheint eine Neubesetzung der TA-Spitze unmöglich. Schon vergangene Woche wurde deshalb eine Aufsichtsratssitzung abgesagt. Sundt könnte zwar freiwillig das Feld räumen, um das würdelose Spiel um seine Person zu beenden, doch dann würde er um eine Millionenabfertigung umfallen. Derzeit hält die ÖIAG 47,8 Prozent an der Telekom, die Italiener haben 29,8 Prozent. Wie berichtet möchte die TI die Mehrheit, will nicht einmal die neun EURO pro Aktie bezahlen, mit denen die TA im November an die Börse ging. Dies aber ist für die ÖIAG politisch inakzeptabel, weil sie das Unternehmen nicht an einen ausländischen Eigentümer billiger verkaufen kann als an die einheimischen Kleinaktionäre. Am Dienstagnachmittag stand die TA-Aktie bei 6,45 EURO, ein Minus von 28 Prozent gegenüber dem Ausgabekurs. Ein anderer Interessent für die TA ist bisher aber nicht in Erscheinung getreten: Die Deutsche Telekom hätte - wenn überhaupt - nur im Zuge einer kompletten Übernahme der Telecom Italia Interesse an der kleinen österreichischen Schwester. Dazu kommt, dass die ÖIAG derzeit ihren Anteil nicht unter 25 Prozent senken kann, weil sonst die von der TA beschäftigten Beamten an den Bund fallen. Sundts Verbleib hängt dennoch an einem seidenen Faden: Er hat längst das Vertrauen seines Aufsichtsratschefs Johannes Ditz verloren und hat eine schlechte Gesprächsbasis mit den übrigen drei Vorständen. Ein Ausweg wäre die Ernennung von Marketing-Vorstand Heinz Brasic zum neuen Chef. Er wurde von der TI nominiert und könnte daher auch dann bleiben, wenn die Italiener die Merheit übernehmen. Doch gegen seine Ernennung legen sich FPÖ-Kreise quer: Sie sehen dies als Auslieferung des Unternehmens an die Italiener, ohne dass diese eine finanzielle Gegenleistung bringen. (ef)