Wien - Der Faserhersteller Lenzing rechnet nach dem Rekordergebnis des Vorjahres auch heuer mit sehr guten Resultaten. Der Absatz in Westeuropa sei auf hohem Niveau stabil, das Geschäft in Fernost werde dank des Rückzuges zweier japanischer Faserhersteller aus dem Markt anziehen, und die Trockenheit in Indien werde das Exportvolumen des größten faserproduzierenden Landes der Welt reduzieren, sagte Vorstandschef Jochen Werz bei der Vorlage der vorläufigen Konzernzahlen am Mittwoch. Dazu kämen noch die Synergieeffekte durch die Fusion mit dem Konkurrenten Acordis, sobald die europäischen und US-Kartellbehörden den Lenzing-Verkauf von der Bank Austria an die britische CVC, die Acordis kontrolliert, genehmigt hat. Gemeinsam hätten die beiden eine globale Marketing-Präsenz, mehr Forschungsbudget und die Chance für Cross-Selling-Effekte zwischen dem Lenzing-Produkt Stapelfasern und den Filamenten von Acordis, sagte Werz. Bis zur Fusionsbewilligung würden sich Lenzing und Acordis weiter konkurrieren. Gemeinsam hätten die beiden 30 Prozent des Weltmarktes, also keine marktbeherrschende Stellung, so Werz. Lenzing hoffe auf eine rasche Bewilligung des Zusammenschlusses durch die Kartellbehörden. Ein "Fast Track"-Verfahren könne in vier Wochen abgeschlossen sein, eine intensivere Untersuchung würde bis zu sechs Monaten dauern. Paradoxerweise wäre das Letztere ein Vorteil für die Kleinaktionäre: Der gesetzlich festgelegte Preis für ein Übernahmeangebot, das nach der Kartellgenehmigung gelegt werden müsste, richtet sich nach dem Durchschnittskurs der letzten sechs Monate. Die Lenzing-Aktie ist erst im Dezember über 80 EURO gesprungen, als CVC ihr Angebot erhöht hat. Ob die Aktionäre den vollen 90-EURO-Preis erhalten werden, oder einen Abschlag akzeptieren müssen, ließ Werz offen ebenso wie die Dividendenfrage. "Eine Wucht" Im Vorjahr ist der Vorsteuergewinn (EBT) dank guter Konjunktur und Kostenreduktionen von vier auf 65 Mio. EURO (894 Mio. S) explodiert. "Das Ergebnis ist eine Wucht", sagte Werz. Die Mitarbeiter würden in Form eines 15. Gehalts daran partizipieren. Außerdem hat Lenzing vor dem Jahresende fast alle Pensionsansprüche abgefunden, was rund 60 Mio. S gekostet und den Cashflow belastet hat.

In den roten Zahlen bleibt die US-Tochter LFC und das Lyocell-Werk in Heligenkreuz, wobei bei Lyocell der Umsatz gestiegen und die Verluste geschrumpft seien. Man denke auch über einen weiteren Ausbau nach. (ef/ DIE STANDARD, Printausgabe 8.3.2001)