Wien - Die sofortige Abschaffung der Ambulanzgebühr hat die
Wiener Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann heute, Mittwoch,
gefordert. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wiener
Spitalsärztevertretern bezeichnete sie es "fast als persönlichen
Affront, dass ich das, was ich so bekämpft habe, jetzt vollziehen
muss". Sie habe immer vor dieser "unseligen Gebühr" gewarnt, "nun
wird deutlich, dass es noch mehr Ärger gibt".
Pittermann kritisierte vor allem den zusätzlichen administrativen
Aufwand, der in keiner Relation zu den Einnahmen stehe. Carola
Prazak, die Finanzleiterin des Wiener Krankenanstaltenbundes nannte
dazu Zahlen: Der Verwaltungsaufwand verursache in Wien bei jährlich
3,7 Millionen Ambulanzpatienten Mehrkosten von rund 350 Mill. S (25,4
Mill. Euro). Dem stünden nach Schätzung des Hauptverbands der
Sozialversicherungsträger Mehreinnahmen von rund 200 Mill. S in ganz
Österreich gegenüber.
Kein gutes Haar ließ Pittermann an VP-Gesundheitssprecher Erwin
Rasinger. Dieser habe sich "schwankend im Wind wie immer" verhalten.
Zuerst habe er sich für die Einführung der Ambulanzgebühr stark
gemacht, "jetzt wo die Kollegen stöhnen, merkt er, dass was zu ändern
ist".
Die Spitalsärzte-Gewerkschafterin Sabine Oberhauser äußerte die
Befürchtung, dass sich nur alte und nicht deutsch sprechende
Patienten durch die zusätzlichen Formulare und die Gebühr vom
Ambulanzbesuch abschrecken lassen würden. Oberhauser: "Kein
vernünftiger Mensch wird sich gegen die Umleitung der Patientenströme
in den extramuralen Bereich aussprechen", es dürfe aber keine
Zugangsregelungen durch finanzielle Maßnahmen geben. Eine Bestimmung
ein Jahr lang auf dem Rücken von Ärzten und Patienten zu testen, sei
zuviel, so Oberhauser.
Gabriele Kogelbauer, Kurienobfrau der angestellten Ärzte in der
Wiener Ärztekammer betonte, dass die Spitalsärzte in der Frage, ob es
sich bei einem Patienten um einen kostenfreien Notfall handle, "im
Zweifelsfall natürlich für den Patienten" entscheiden würden. Wilhelm
Marhold, ärztlicher Leiter der Wiener Rudolfstiftung, bemühte den
Vergleich mit einer Autopanne, um seinen Standpunkt klar zu machen:
"Wenn mein Auto komisch klingelt, fahre ich auch in die Werkstatt,
das ist auch ein Akutfall. Auch wenn es dann nicht so arg ist, für
mich ist es ein Problem."
Die Ärztevertreter machten auf ein weiteres Problem aufmerksam,
das sich aus der Verordnung zur Einhebung der Ambulanzgebühr ergeben
könnte: In der Zeit von 19.00 bis 8.00 Uhr sowie ganztägig an
Wochenenden und Feiertagen ist die Behandlung in Ambulanzen
grundsätzlich kostenfrei. "Wenn die Patienten da draufkommen und alle
während des Nachtdienstes kommen, wird es Schwierigkeiten geben", so
Pittermann. (APA)