Wien - Als bisher "schlimmste Bedrohung" des Dayton-Abkommens hat der OSZE-Botschafter in Bosnien-Herzegowina, Robert L. Barry, Mittwochvormittag in Wien den Abspaltungsbeschluss nationalistischer bosnischer Kroaten vom Wochenende bezeichnet. Er sehe zwar keine Gefahr einer militärischen Bedrohung. Dennoch werde die internationale Staatengemeinschaft die Verletzung des Dayton-Abkommens keinesfalls akzeptieren. Die internationale Gemeinschaft werde in den nächsten Wochen auf die Nichteinhaltung des Dayton-Abkommens reagieren. Er könne sich eine strafrechtliche Verfolgung vorstellen. Zunächst müsse jedoch die Reaktion der neuen Regierung in Bosnien-Herzegowina abgewartet werden. Die Kroatisch Demokratische Union (HDZ) glaube, dass sie ein Exklusivrecht auf die Vertretung der Kroaten in Bosnien-Herzegowina habe. So sei die Unabhängigkeitserklärung vom vergangenen Wochenende ein Versuch, eigene gesetzgebende Strukturen und Institutionen für die kroatischen Mehrheitsgebiete ohne Zustimmung der anderen Parteien zu etablieren. (APA) Barry bezeichnete das Programm der neuen Regierung Kroatiens als "sehr ambitioniert" und geeignet, Bosnien-Herzegowina in Richtung EU-Integration zu bewegen. So habe die Regierung in Zagreb bereits eine Initiative für mehr wirtschaftlichen Wettbewerb gestartet. Die Anführer der nationalistischen bosnischen Kroaten seien während des Krieges reich geworden und sehen ihre Position durch die neue Regierung in Zagreb nun gefährdet.