Wien - Als "Wachstumsprobleme seines Landes" hat der Leiter einer ukrainischen Parlamentarierdelegation, Serhij Kurykyn, die derzeitigen innenpolitischen Spannungen in der Ukraine bezeichnet. Das Parlament in Kiew wolle seinen Beitrag leisten, die gegenwärtigen Probleme zu überwinden, betonten die ukrainischen Abgeordneten bei einem Treffen mit Nationalratspräsident Heinz Fischer am Mittwoch in Wien, wie Fischers Sprecher Bruno Aigner und die Parlamentskorrespondenz mitteilten. Der Besuch der Parlamentarierdelegation erfolgte vor dem Hintergrund einer schweren politischen Krise in der ehemaligen Sowjetrepublik. Der ukrainische Präsident Leonid Kutschma steht unter dem Verdacht, die Verschleppung und Ermordung des oppositionellen Journalisten Georgi Gongadse im September vergangenen Jahres angeordnet zu haben. Dem ukrainischen Parlament wurden Tonbänder zugeleitet, auf denen angeblich Kutschma zu hören ist, wie er von seinem Geheimdienstchef verlangt, den Journalisten zu beseitigen. Während im Parlament Kutschma-Gegner erfolglos die Absetzung des Präsidenten forderten, demonstrierten Oppositionelle in Kiew und anderen Städten. Kooperation nicht von Wahlergebnissen beeinflusst Kurykyn verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass die zwischen Österreich und der Ukraine vereinbarte langfristige Kooperation nicht von Wahlergebnissen beeinflusst werde. Ferner sprachen sich die Abgeordneten der ukrainisch- österreichischen parlamentarischen Freundschaftsgruppe für eine Intensivierung der parlamentarischen Beziehungen zwischen beiden Ländern aus und regten darüber hinaus auch eine Forcierung der Zusammenarbeit in den Bereichen Demokratie, Wirtschaft und Umweltschutz an. Aus den Parlamentswahlen in der Ukraine im April 1998 waren die Kommunisten als stärkste Partei hervorgegangen. Sie erreichte sie jedoch nicht die absolute Mehrheit. Nationalratspräsident Fischer informierte die Gäste aus der Ukraine über die aktuelle politische Lage in Österreich und kam dabei auch auf die sicherheitspolitischen Optionen zu sprechen. Fischer wandte sich abermals gegen einen NATO-Beitritt Österreichs und meinte, es sei durchaus positiv, wenn es innerhalb der EU einen Pluralismus von NATO-Mitgliedern und solchen Staaten gebe, die nicht Teil des Militärbündnisses sind. Klar war für Fischer, dass Österreich in vollem Umfang das Recht habe, über seine Sicherheitspolitik selbst zu entscheiden. (APA)