Streaming & TV
Unterbrecherwerbung in "Taxi Orange" künftig eingeschränkt oder "gar nicht"
ORF-Kuratorium: Projekt "Human Resources" wird geprüft
Die Digitalisierung des terrestrischen Fernsehens in
Österreich ist dem ORF-Kuratorium ein Anliegen: Bei seiner Sitzung am
Mittwoch verabschiedete das Gremium eine Resolution an die
Bundesregierung, in der zur raschen Erarbeitung von Konzepten für die
Umstellung auf die digitale Technik aufgefordert wurde. Die
Bundesregierung präsentiert am Donnerstag ein Frequenzgutachten, in
dem die Voraussetzungen auch für digitales terrestrisches Fernsehen
geklärt werden sollen.
FPÖ-Klubobmann und Kurator Peter Westenthaler ging kurz vor Beginn
der Sitzung davon aus, dass es "heute fad" wird: Es gebe "keine
Kampfthemen". Die von den Regierungsparteien angedachte
Digitalisierungsstrategie im TV-Bereich veranlasste aber einige
Kuratoren zu einem Appell an die Regierung: Diese solle "nach
ausländischem Vorbild ein Konzept für die rasche Umstellung auf
digitale terrestrische Fernsehversorgung" ausarbeiten und umsetzen,
lautete der Resolutionsantrag des SPÖ-nahen Kurators Karl
Brandstätter. "Damit soll der Anschluss an die internationale
Entwicklung und die Erhöhung der Programmvielfalt, insbesondere auch
durch ein hochwertiges kulturelles Angebot (Projekt ORF-Kulturkanal),
gewährleistet werden."
Angenommen wurde dieser Antrag mit 17 Pro- und 13 Gegenstimmen,
drei Kuratoren enthielten sich. ÖVP-Kuratorin Helga Rabl-Stadler
stimmte dagegen: "Ich fühle mich nicht dafür zuständig, der Regierung
Aufträge zu erteilen. Das Kuratorium ist nicht das richtige Gremium
dafür."
"Ziemlich heftig" wurde laut dem Grünen Mediensprecher und Kurator
Stefan Schennach das Thema Unterbrecherwerbung im Rahmen der zweiten
Staffel von "Taxi Orange" diskutiert. ORF-Generalintendant Gerhard
Weis kündigte nach der Sitzung an, diese Werbeform werde es "in
überaus deutlichem Maß zurückgedrängt und vielleicht auch gar nicht"
geben. Letztendlich hänge die Entscheidung darüber aber von der
Akzeptanz der Zuseher ab: "Das wird man sehen", so Weis. Jedenfalls
würden im Rahmen von "Taxi Orange" auch verstärkt ORF-Programmtrailer
gesendet werden. Schennach übte am Rande der Sitzung darüber hinaus
Kritik an den Image-Spots der Bundesregierung, die nicht
gekennzeichnet seien.
Und noch ein kleines "Kampffeld" tat sich denn doch noch auf: Bei der Bestimmung jener ORF-Bereiche, die von unabhängigen Wirtschaftsprüfern unter die Lupe
genommen werden nämlich: Statt des Korrespondentenbüros London, das laut GI Weis geschlossen wird (stattdessen wird Rom eröffnet), wird das Personalentwicklungsprojekt "Human Resources" geprüft. Ein externer Berater (Kurt Baumgart, VIP Personalberatung) wurde dafür engagiert, Auftragssumme 1999: 5,1 Mio. S. Über das Projekt gab es bereits heftige Auseinandersetzungen mit Betriebsräten.
Weis informierte die Kuratoren auch über das Gutachten, das der
ORF als Reaktion auf die TV-Expertise von Wolf-Dieter Ring in Auftrag
gibt. Diese sei eine reine "Streitschrift" gewesen, zitierte Weis
einen Kurator. "Wir wollen eine Sachverhaltsdarlegung durch ein
unabhängiges Schweizer Institut bekommen." Dass diese Analyse vom
renommierten Prognos-Institut durchgeführt werden soll, bestätigte
Weis aber nur indirekt: "Das sage ich nicht, aber Prognos arbeitet
seit Jahren in diesem Feld."
Großen Informationsbedarf seitens einiger Kuratoren gab es in der
Frage des ORF-Gesetzes, das kommende Woche in seinen Grundzügen im
Ministerrat vorgelegt werden soll. "Danach wurde mehrfach gefragt",
so der GI, "aber diese Fragen sind an die Politik zu stellen."
FP-Klubobmann Westenthaler betonte aber, dass der Gesetzesentwurf
"gerade in Arbeit" sei und erst am kommenden Dienstag an die
Öffentlichkeit gelangen soll. Auch ÖVP-Klubobmann Andreas Khol
verwies auf den Ministerrat. (APA/red)