Los Angeles/Santee - Nach den Todesschüssen an einer kalifornischen Schule ist in den USA die Angst vor Nachahmungstaten gewachsen. Acht Jugendliche wurden seit der Bluttat vom Montag allein im US-Staat Kalifornien festgenommen, weil sie Mitschüler oder Lehrer bedroht haben sollen. In Pennsylvania schoss ein 14-jähriges Mädchen in der Schulmensa eine Klassenkameradin an. Der Todesschütze von Santee bei San Diego wurde unterdessen wegen Mordes an zwei Mitschülern und mehrfacher Körperverletzung angeklagt. Erwachsenenstrafrecht Der 15 Jahre alte Charles Andrew Williams wird nach dem Erwachsenenstrafrecht abgeurteilt, kann aber auf Grund seines Alters nicht zum Tode verurteilt werden. Sollte er in allen Anklagepunkten für schuldig befunden werden, könnte das Strafmaß bis zu 500 Jahre Haft betragen, sagte Staatsanwältin Kristin Anton am Mittwoch. Die Anklage lautet auf Mord in zwei Fällen, versuchten Mord in 13 Fällen, unerlaubten Waffenbesitz und Angriff mit einer tödlichen Waffe. Doppelmord Williams hatte am Montag in der Santana High School einen 14-jährigen und einen 17-jährigen Mitschüler erschossen. Elf Schüler, ein Lehrer und ein Wachmann wurden verletzt. Die Anhörung vor dem Gericht in Santee wurde am Mittwoch vom Fernsehen landesweit übertragen. Der Angeklagte saß mit gesenktem Kopf vor dem Richter und sagte weder zur Sache noch zur Person aus. Psychologische Betreuung Die Schüler kehrten am Mittwoch erstmals nach der Tat wieder in ihre Klassenzimmer zurück. Dort wurden sie von Psychologen betreut. An eine Wiederaufnahme des normalen Schulbetriebs ist vorerst noch nicht gedacht. Williams hatte seine Tat Mitschülern gegenüber wiederholt angekündigt. Diese hielten die Drohungen aber für einen Scherz. Nachahmungen Offenbar als Reaktion darauf führte die Bluttat andernorts zu erhöhter Vorsicht und mehreren Festnahmen. In der kalifornischen Wüstenortschaft Twentynine Palms nahm die Polizei am Dienstagabend zwei 17-jährige Schüler fest, die eine Schwarze Liste mit den Namen von 16 möglichen Opfern unter ihren Mitschülern angefertigt hatten. Eine Klassenkameradin hatte ihrem Vater nach der Schulschießerei in Santee erzählt, sie habe die Burschen in den vergangenen Wochen über die Schwarze Liste reden hören. Im Bezirk San Bernardino wurden zwei zwölf- und ein 13-jähriger Schüler festgenommen, die damit gedroht hatten, am Pult eines Lehrers eine Bombe zu installieren. "Es war kein Geheimnis, dass diese drei Kinder die Tat ausführen wollten", sagte ein Polizeisprecher. Die Bombe hätte seinen Angaben zufolge am Freitag gelegt werden sollen. Zwei weitere Schüler nahm die Polizei in der Ortschaft Perris fest. Bei einem 18-Jährigen wurden ein Messer, zwei Gewehre und Munition gefunden. Dieser hatte einem Lehrer gegenüber angedeutet, er brauche Hilfe, weil er möglicherweise jemanden töten werde. Ein 14-Jähriger wurde in ein Jugendgefängnis überstellt, nachdem er mit der Schießerei in einer Sonderschule für Schwererziehbare gedroht hatte, in die er eingewiesen werden sollte. (APA)