Bochum - Schädlingsbekämpfungsmittel und andere Nervengifte sind offenbar Ursache für die meisten Parkinson-Erkrankungen bei älteren Menschen. Eine Vererbung sei gerade bei jungen Patienten wahrscheinlich, sagte der Mediziner Wilfried Kuhn zu Beginn des 2. Deutschen Parkinson-Kongresses am Mittwoch in Bochum. Durch bessere Therapien könnten die meisten der rund 200.000 deutschen Parkinson-Patienten ein normales Leben führen. Die Zahl der Fälle nehme aber zu, da die Menschen immer älter würden. Lebenserwartung enorm getiegen "Vor 15 Jahren konnten Kranke zwei bis drei Jahre nach Ausbruch der Krankheit nicht mehr alleine aufstehen, sich nicht alleine anziehen", erinnerte der Bochumer Mediziner Horst Przuntek. Heute habe die Mehrheit eine normale Lebenserwartung und könne den Alltag selbstständig bewältigen. Seitdem würden die Patienten meist mit so genannten Dopamin-Agonisten und L-Dopa-Mitteln behandelt, die allerdings oft lästige und gefährliche Nebenwirkungen hätten. Die Entwicklung neuer Medikamente und Operationstechniken dauere aber noch einige Jahre. Die Chancen für Parkinson-Kranke auf eine gute Behandlung werden nach Erwartungen des Arztes weiter steigen. Denn inzwischen sei eine Diagnose möglich, bevor typische Symptome wie Muskelsteifheit, Schüttellähmung und Verlangsamung der Bewegungen aufträten. Auch Kreislaufprobleme, Seh- und Riechstörungen sowie Depressionen seien Erscheinungen, die früh auf eine Parkinson-Erkrankung hindeuten könnten, erklärte Przuntek. Neue Tomographie- und Ultraschall-Techniken erlaubten eine zuverlässige Diagnose. Ursache Die Ursache der Parkinson-Krankheit ist noch nicht eindeutig geklärt. Die Wissenschafter gehen davon aus, dass etwa jeder fünfte Fall genetisch bedingt ist. Dabei wird die Veranlagung zu einer gesteigerten Eiweißablagerung im Gehirn vererbt, die Parkinson auslöst. Genetische Ursachen vermutet man besonders bei Menschen, die bei Ausbruch der Erkrankung jünger als 45 Jahre sind, so der Bochumer Forscher Wilfried Kuhn. Bei älteren Patienten, der Mehrzahl der Kranken, lösten wahrscheinlich Nervengifte die Krankheit aus. Dazu gehörten Umweltgifte wie Pflanzen- und Insektenvernichtungsmittel, die Menschen durch Essen und Trinken aufnehmen, aber auch Substanzen, die der Körper selbst bildet, fügte der Forscher hinzu. Parkinson-Kranke reagierten offenbar besonders empfindlich auf diese Stoffe. An dem 2. Kongress der Deutschen Parkinson-Gesellschaft an der Ruhr-Universität Bochum nehmen bis Samstag über 600 Forscher teil, darunter der schwedische Medizin-Nobelpreisträger Arvid Carlsson. (APA/AP)