München - Nicht nur die Österreichische Nationalbibliothek sieht sich bei der Rettung vom Zerfall bedrohter Buchbestände vor erhebliche, auch finanzielle, Probleme gestellt. Auch die deutschen Bibliotheken brauchen für diese Aufgabe wesentlich mehr Geld. Darauf hat am Mittwoch die Bayerische Staatsbibliothek in München hingewiesen. In Deutschland sind nach ihren Angaben rund 60 Millionen Bücher vom Verfall bedroht. "Das Gedächtnis der Menschheit" sei damit gefährdet, hieß es. In Deutschland solle von jedem bedrohten Druckwerk mindestens ein Exemplar gerettet werden. Dies werde jedoch mehrere hundert Millionen Mark kosten, sagte die Leiterin der Abteilung Bestandsbewahrung der Bayerischen Staatsbibliothek, Helga Unger. Allein die Münchner Einrichtung benötige für den Erhalt von 3,5 Millionen Büchern rund 130 Millionen Mark (66,5 Mill. Euro/915 Mill. S). Im vergangenen Jahr wären aber nur knapp eine Million Mark zur Verfügung gestanden. "Die Sanierung unserer Bücher würde unter diesen Umständen 130 Jahre dauern", sagte Unger. In dieser Zeit würden die bedrohten Bücher jedoch zerfallen. Säuren zersetzen die Werke von innen heraus. Seit Beginn der industriellen Papierherstellung vor rund 150 Jahren gelangten sie in das Papier. Für die Rettung der Bücher seien zwei Wege denkbar, hieß es: einerseits das Entsäuern und damit Erhalten des Originalbandes. Andererseits bei einer Beschädigung des Buches das Herstellen einer Sekundärform durch Kopie oder Verfilmung. Als idealer Langzeitspeicher gilt jedoch der Mikrofilm.(APA/AP)