Graz - Aus Graz kommt ein Hoffnungsschimmer, wie die weltberühmte Buddha-Statue von Bamiyan, die dem Bildersturm der afghanischen Taliban-Milizen zum Opfer gefallen ist, der Nachwelt doch noch vollständig erhalten bleiben könnte: Wie am Mittwoch bei der Sitzung des Internationalen Städteforum Graz bekannt wurde, hat ein Wissenschafter der Technischen Universität die dem Weltkulturerbe zugerechneten Denkmäler erst kürzlich mit einem völlig neuen Verfahren vermessen. "Eine Kopie wäre technisch möglich", hieß es im Anschluss an die Sitzung. Für eine mehr als 50 Meter hohe Statue von Bamiyan besteht Hoffnung auf Rekonstruktion: Experten der Technischen Universität Graz unter Federführung des Wissenschafters Robert Kostka haben die Skulptur vor einiger Zeit in einem speziellen Verfahren dreidimensional vermessen. so dass eine Kopie technisch machbar wäre. Das Internationale Städteforum hat die Zerstörung am Mittwoch in einer Protest-Resolution scharf verurteilt: "Als Stadt, die ein UNESCO-Weltkulturerbe beherbergt, im nächsten Jahr ein Weltbuddhistentreffen veranstaltet, die Kulturhauptstadt Europas 2003 wird und auf dem Weg zur ersten europäischen Menschenrechtsstadt ist, kann Graz der derzeitigen Vernichtung von Kunstschätzen in Afghanistan nicht tatenlos zusehen" hieß es im entsprechenden Antrag. Das Internationale Städteforum Graz, das rund 80 Städte und mehr als 250 Persönlichkeiten aus 26 Ländern der Erde vereint, versteht sich als Plattform zur Begegnung von Ost und West, die sich auch dem Schutz historischen Bauerbes widmet. Heuer feiert die Einrichtung ihr 25-jähriges Bestehen. Präsident des Forums ist der Grazer Kulturstadtrat Helmut Strobl (V), der am Mittwoch bis 2004 einstimmig wieder gewählt wurde. Taliban: Unaufhaltbar Die Taliban haben sich indessen von der internationalen Kampagne zur Rettung der historischen Buddha-Statuen von Bamiyan unbeeindruckt gezeigt. Die diplomatischen Vorstöße könnten die Zerstörung der Felsskulpturen nicht aufhalten, sagte Taliban-"Außenminister" Wakil Ahmad Mutawakil am Donnerstag in Kandahar vor der Ankunft einer japanischen Parlamentsdelegation. Die "Fatwa" des obersten Taliban-Führers Mullah Muhammad Omar sei "unumkehrbar". Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die Zerstörung präislamischer Kulturgüter und insbesondere von Buddha-Statuen durch die Taliban in Afghanistan als "unverständlichen und mutwilligen Gewaltakt" hat verurteilt. Das höchste UNO-Gremium in New York forderte die Taliban auf, die Zerstörung eines der wichtigsten Teile des Weltkulturerbes unverzüglich zu stoppen. Das Taliban-Regime in Kabul wird international nicht anerkannt. In der UNO ist Afghanistan durch die von den Taliban-Milizen vertriebene legale Regierung des Präsidenten Burhanuddin Rabbani vertreten. Eine japanische Parlamentsdelegation will die Taliban von ihrem Bildersturm gegen Buddhastatuen abhalten. Die drei Abgeordneten trafen am Donnerstag in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad ein und wollten nach Kandahar weiterreisen, um den Taliban einen Protestbrief der japanischen Regierung zu überbringen. (APA/dpa)