Wien - Städte und Gemeinden lehnen den von der Regierung geforderten Beitrag der Gebietskörperschaften zur Finanzierung des ab 2002 geplanten Kindergeldes ab. Für den Präsidenten des Städtebundes, Erich Pramböck (S), kommt ein derartiger Zuschuss "überhaupt nicht in Frage". Auch Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer (V) kann sich einen Zuschuss der Gemeinden nicht vorstellen. Beide verwiesen am Donnerstag auf bereits derzeit geleistete Zahlungen der Länder und Gemeinden an den Familienlastenausgleichsfonds (FLAF), aus dem das Kindergeld finanziert werden soll (laut Pramböck rund 9,5 Milliarden Schilling jährlich). Mödlhammer: "Wir zahlen hier bereits ordentlich ein. Wenn das Kindergeld aus dem FLAF nicht bezahlt werden kann, gibt es ein Problem - weitere Zuschüsse der Gemeinden kommen nicht in Frage." Belastung der Gemeinden Das Argument der Regierung, die Gemeinden würden sich durch das Kindergeld eigene Betreuungs-Initiativen ersparen, kann weder Pramböck noch Mödlhammer nachvollziehen. Im Gegenteil: Vom Kindergeld würden vor allem Bäuerinnen, Unternehmerinnen und Studentinnen profitieren, die bisher kein Karenzgeld bekommen hätten. Gerade dieser Personenkreis habe aber bisher "nur in minimalem Umfang" Kinderbetreuungseinrichtungen der Städte in Anspruch genommen, so Pramböck. Mödlhammer lobte das Kindergeld als "aus familienpolitischer Sicht in Ordnung", verwies aber auf die Belastung der Gemeinden durch veränderte Arbeits- und Öffnungszeiten. Dies führe zu einer Ausdehnung der Betreuungsangebote in Gemeinde-eigenen Kindergärten. "Deshalb sehe ich überhaupt keinen Handlungsspielraum in dieser Frage", so Mödlhammer. Senkung der Beiträge Pramböck regt dagegen eine Senkung der Gemeinde-Beiträge zum Familienlastenausgleichsfonds an. Die Berechnungsgrundlage stamme aus den 70er Jahren, in denen die geburtenstarken Jahrgänge der 60er Jahre zu versorgen gewesen seien. "Es stünde daher eher eine Senkung der Beiträge zur Debatte, da es damals 130.000 Geburten gab, jetzt aber nur mehr 90.000", meinte Pramböck. Tirol will nicht zur Finanzierung beitragen In den Länderorganisationen der ÖVP regt sich Widerstand gegen eine Mitbeteiligung an der Finanzierung des Kindergeldes. Die Tiroler Landesrätin und stellvertretende Parteivorsitzende der Volkspartei, Elisabeth Zanon-zur Nedden, erklärte am Donnerstag vor dem VP-Präsidium, es gebe einen ganz klaren Standpunkt seitens ihres Bundeslandes: "Es kommt nicht in Frage, dass wir für das Kindergeld etwas zahlen." Dafür gebe es den Familienlastenausgleichsfonds. Die Einführung des Kindergeldes begrüßte Zanon-zur Nedden dagegen. Es handle sich um eine "hervorragende Einrichtung". Die steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic meinte zur gewünschten Mitfinanzierung, darüber müsse noch verhandelt werden. Klar sei aber: "Freiwillig geschieht nichts." (APA)