Jerusalem - Der neue israelische Ministerpräsident Ariel Sharon hat in seiner Antrittsrede vor dem Parlament einen politisch brisanten und für die Zukunft der Verhandlungen mit den Palästinensern höchst bedeutenden Satz ausgelassen. Zum Status von Jerusalem sagte Sharon am Mittwochabend in der Knesset: "Jerusalem war und wird die ewige Hauptstadt des jüdischen Volkes sein." Im schriftlich vorliegenden Redetext hatte es jedoch weiter geheißen: "Ein unteilbares und vereinigtes Jerusalem wird immer unter israelischer Souveränität bleiben." Der Streit über den Status von Jerusalem steht im Mittelpunkt des Nahost-Konflikts. Sharon wiederholte, dass "meine Positionen zur Bedeutung der Golan-Höhen, des Jordan-Tales und anderer Sicherheitszonen, in denen jüdische Siedlungen (...) von den diversen israelischen Regierungen gebaut wurden, wohlbekannt sind". Allerdings gebe es in dieser Frage in seiner Koalitionsregierung "andere Standpunkte", und die Koalitionsrichtlinien sagten aus, "dass während der Amtszeit dieser Regierung keine neuen Siedlungen gebaut werden". Auslassung "rein zufällig" Auf den ausgelassenen Satz über Jerusalem angesprochen, meinte Sharon gegenüber der Tageszeitung "Maariv": "Ich habe den Satz nicht absichtlich ausgelassen. Das war eine rein zufällige Auslassung eines Satzes und ohne Bedeutung." Bürgermeister Olmert kritisiert Rede des Regierungschefs Der Bürgermeister von Jerusalem, Ehud Olmert, hat Kritik daran geübt, dass Ministerpräsident Ariel Sharon in seiner Antrittsansprache vor dem Parlament einen im Redetext enthaltenen Satz über die Unteilbarkeit Jerusalems ausgelassen hat. Im Militärrundfunk erklärte der prominente Likud-Politiker Olmert am Donnerstag: "Als ich die Rede hörte, wusste ich sofort, dass es ein Problem gibt". Das Problem liege in dem, was nicht gesagt worden sei, fügte er hinzu. "Ariel Sharon ist vielleicht besonders sensibel hinsichtlich der Jerusalem-Frage, aber er weiß auch, was (seinem Vorgänger) Ehud Barak in dieser Angelegenheit passiert ist", sagte Olmert in Anspielung auf die radikale Ablehnung, auf die Baraks Konzessionsbereitschaft gegenüber den Palästinensern in der israelischen Öffentlichkeit gestoßen war. Am Jerusalem-Streit war der vom früheren US-Präsidenten Bill Clinton einberufene Nahost-Gipfel von Camp David im Juli vorigen Jahres gescheitert. Israel besteht auf der - völkerrechtlich nicht anerkannten - Souveränität über ganz Jerusalem, während die Palästinenser den (1967 von Israel eroberten) Ostteil, in dem etwa 200.000 Araber leben, zur Hauptstadt ihres künftigen Staates machen wollen. "In Anerkennung des legitimen Rechts der Palästinenser auf einen unabhängigen Staat" hatte König Hussein von Jordanien 1988 die staatsrechtliche Ausgliederung des Westjordanlandes mit Ostjerusalem aus seinem Reich proklamiert. (APA/dpa)