Wien - Auf ein "außergewöhnliches Jahr" blickte der Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Arnold Schmidt, am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz des Fonds zurück. Obwohl die Bundesmittel von 830 Mill. S im Jahr 1999 auf 710 Mill. S im Jahr 2000 zurückgingen, hat der FWF durch einen deutlichen Anstieg der Zuwendungen der Oesterreichischen Nationalbank (ONB) von 127 auf 455 Mill. S ein Rekordbudget erreicht: erstmals stand für die Grundlagenforschung mehr als eine Milliarde Schilling zur Verfügung, exakt waren es 1,165 Mrd. S. Das ist ein Plus von 21 Prozent. 2000 wurden 557 neue Forschungsprojekte gefördert. 55 Prozent des Geldes geht in die Naturwissenschaften, gefolgt von Medizin (21 Prozent), Geistes- (14), Sozial- (5) und Ingenieurwissenschaften (4) sowie Land- und Forstwirtschaft und Veterinärmedizin (1). Die Fördermittel des FWF würden immer stärker konzentriert, sagte Schmidt, bereits 30 Prozent des Budgets gingen in Forschungsschwerpunkte. Ein Großteil der Fördergelder (76 Prozent) gehe in Personalkosten, mehr als 900 Doktoranden und rund 800 Postdoktoranden werden vom FWF finanziert. Fehlende Anziehung des Auslands Stagnierend sei die Zahl der österreichischen Nachwuchswissenschafter, die ins Ausland gehen. So seien im Rahmen der vom FWF vergebenen Erwin Schrödinger-Stipendien jährlich nicht mehr als rund 100 junge Österreicher an ausländischen Forschungseinrichtungen tätig. "Das ist offensichtlich eine Schwäche des österreichischen Systems", sagte Schmidt und sieht als Hauptgrund dafür, dass es sich "für die Karriere nicht lohnt, ins Ausland zu gehen". Für die Weiterentwicklung der österreichischen Forschungslandschaft sieht der FWF-Präsident nicht nur den "limitierenden Faktor Geld, sondern auch jenen der hochqualifizierten Fachkräfte". Es gebe eine zu geringe Akademikerquote und zu wenige Studenten, die jungen Menschen würden sich zu wenig für Naturwissenschaft interessieren. Zur Kompensation dieses Defizits sieht Schmidt nur einen Ausweg: "Wir müssen in großem Ausmaß ausländische Wissenschafter hereinholen. 'Ausländer rein' ist das Schlüsselwort für die österreichische Forschungslandschaft." Eine Schwerpunktsetzung im Forschungsbereich sei "absolut notwendig", meinte Schmidt, der selbst Mitglied der vom Bildungsministerium eingesetzten Arbeitsgruppe ist, die bis zur Jahresmitte Vorschläge für eine Schwerpunktsetzung in Lehre und Forschung machen soll. Man könne aber nur eine beschränkte Anzahl von Schwerpunkten setzen, "weil die Mittel und Talente beschränkt sind". Eine Universität könne nicht auf vielen Gebieten gut sein, sondern nur auf einigen, aber dort müsse man zur Weltspitze gehören. (APA)