Nach New Yorker Gerichtsbeschluss - Peres kritisiert deutsche Wirtschaft Berlin/Hamburg - Nach der Zulassung von Sammelklagen bei einem Bezirksgericht in New York hat die deutsche Regierung Beratungen über das weitere Vorgehen begonnen. In Berlin kamen am Donnerstag Vertreter mehrerer Ministerien und der Beauftragte von Bundeskanzler Gerhard Schröder, Otto Graf Lambsdorff, zu Beratungen über die neue Situation zusammen. Parallel berieten Experten der Wirtschaft und der Bundestagsparteien. Bei dem Treffen im Kanzleramt wollten die beteiligten Ressorts, darunter das Finanz- und das Außenministerium, das weitere Vorgehen klären. Im Gespräch ist offenbar, dass Schröder sich selbst in den Streit einschaltet. Dies hatte Lambsdorff bereits am Mittwoch - schon vor dem New Yorker Urteil - angekündigt. Der israelische Außenminister Shimon Peres kritisierte unterdessen die Haltung deutscher Unternehmen bei der Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern. "Die deutsche Wirtschaft steht nicht zu ihren Zusagen", sagte er der "Bild"-Zeitung von Freitag. Die Situation der überlebenden Nazi-Opfer sei "ohnehin sehr schwer". "Diese alten Menschen dürfen nicht zum Spielball legaler Auseinandersetzungen werden. Man muss ihnen helfen." Claims Conference fordert Einsatz der Regierung für Entschädigung Die jüdische Organisation "Conference on Jewish Material Claims against Germany" hat die deutsche Bundesregierung aufgefordert, sofort tätig zu werden, damit die ehemaligen Zwangsarbeiter nicht länger auf die ihnen zustehende Entschädigung warten müssen. Der Vertreter der Claims Conference in Deutschland, Karl Brozik, erklärte am Donnerstag angesichts der Weigerung einer US-Richterin, Sammelklagen von NS-Opfern abzuweisen, die Sache sei festgefahren. Die Richterin habe die mangelnde Zahlungsbereitschaft der deutschen Wirtschaft als einen wesentlichen Grund für die Nichtabweisung der Klagen genannt. Brozik appellierte an die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft, ihrem moralischen Anspruch und ihrem Bekenntnis zur historischen Verantwortung nun gerecht zu werden. Die Claims Conference vertritt weltweit die Interessen der ehemaligen jüdischen Zwangsarbeiter. (APA/Reuters/dpa)