Mailand/Wien -Was ÖIAG-Chef Johannes Ditz seit Wochen eisern dementiert, wird von Großaktionär Telecom Italia (TI) nun erstmals bestätigt: Jet2Web Telekom Austria (TA) bekommt einen neuen Vorstand. Eine Sprecherin von Telecom Italia (TI) bestätigte dem Standard, dass mit der ÖIAG zurzeit Verhandlungen über die Zukunft des Konzerns und ein Management-Revirement im Gange seien. Für TI habe die 29,8-prozentige Beteiligung an der Telekom Austria weiterhin eine strategische Bedeutung. Für den von TI-Vorstandsvorsitzenden Roberto Colaninno noch Anfang Februar angedeuteten möglichen Zukauf in Österreich, scheinen es die Römer allerdings nicht mehr so eilig zu haben. Weil über den Preis derzeit keine Einigung in Sicht sei, heißt es dazu in ÖIAG-Kreisen. Die jüngst kolportierten Gerüchte über einen Verkauf der TA-Beteiligung wurde in Rom hingegen klar dementiert. Weder die Banca Intesa, die laut Pressestimmen an einem Bankenkonsortium teilnehmen soll, wo TI angeblich ihre TA-Beteiligung deponiert habe, noch die Börsenaufsicht Consob hätten eine entsprechende Veränderung an der österreichischen Beteiligung signalisiert. Schlachtfeld Telekom Indes verdichten sich die Anzeichen dafür, dass der Vierervorstand unter Generaldirektor Heinz Sundt noch eine Weile im Amt bleiben wird. Zumindest bis zur Bilanzpräsentation im April, meinen Insider. Marketingvorstand Heinz Brasic, der Hoffnungsträger der ÖIAG, hat mittlerweile aber eine breite Front der Ablehnung gegen sich. Bei einem Treffen mit der Spitze der Telekomgewerkschaft am Mittwochabend soll es über die Vorgangsweise beim Personalabbau zu einem Schlagabtausch mit dem ehemaligen Nokia-Austria- Chef gekommen sein. "Wenn sich das Telekommanagement jetzt nicht endlich an den vereinbarten Sozialplan hält, dann gibt es einen Crash", drohte Hans- Georg Dörfler, der Boss der Post- und Telekomgewerkschaften am Donnerstag. Um auf das Chaos in der Telekom aufmerksam zu machen, ruft die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) am 20. März zu einer Solidaritätskundgebung auf. Dazu soll rund um die Unternehmenszentrale am Schwarzenbergplatz eine Menschenkette gebildet werden. Ziel der Aktion sei es, darauf hinzuweisen, wie es um das Schlachtschiff des heimischen Telekommunikationsmarktes stehe. Trotz voller Auftragsbücher und Hochkonjunktur am Telekomsektor würden Hunderte TA-Mitarbeiter zur Untätigkeit gezwungen. Auf der Tagesordnung der Aufsichtsratssitzung am Freitag steht das Gruppenbudget des Telekomkonzerns, über das es zwischen ÖIAG und Telecom Italia divergierende Ansichten gibt. (Thesy Kness-Bastaroli, Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe 9.3.2001)