Wien - Der Wiener Gemeinderat Herbert Madejski (F) präsentierte am Freitag zum Lainzer Tunnel ein neues Gutachten des deutschen Diplomgeologen Manfred Kühne. Dieses soll belegen, dass der von den Wiener Freiheitlichen geforderte zweiröhrige Bau des Lainzer Tunnels nur minimal höhere Kosten verursachen würde als die von der HL-AG geplante Bauvariante mit nur einer Röhre. Madejskis Alternativlösung käme demnach auf Baukosten von rund 107 Millionen Euro (1,47 Mrd. S) gegenüber 105 Millionen Euro für die einröhrige Variante, wie er in einem Pressegespräch sagte. Neues Gutachten zum geplanten Verbindungstunnel Im Dezember des Vorjahres sei das neue Gutachten zum geplanten Verbindungstunnel zwischen West- und Südbahn in Wien von Kühne - laut Madejski ein "anerkannter Tunnelbauer und Fachmann in Europa, der seit 15 Jahren als Berater der Deutschen Bahn tätig ist" - verfasst worden. Das Ergebnis sei "sensationell" und berge "politischen Sprengstoff", kündigte Madejski an. Zwar weist die deutsche Studie die HL-AG-Variante eines zweigleisigen Tunnels mit vertikalen Notausstiegen mit einer geschätzten Bausumme von 105 Millionen Euro immer noch als die günstigste aus, die von Madejski bevorzugte Variante (zwei eingleisige Tunnel mit Querschlägen) verursache mit 107 Millionen Euro aber nur minimal höhere Kosten. Als Grundlage hätten sämtliche Ausschreibungsunterlagen der HL-AG gedient, so Madejski. Tieflegung der Verbindungsbahn Die neue Studie sei Verkehrsministerin Monika Forstinger (F) vorgelegt worden, diese lasse sie jetzt von unabhängigen Experten prüfen, erklärte der FP-Gemeinderat. Sie müsse die beiden Varianten nun auch mit einer Betriebskostenkalkulation vergleichen. Betrieb und Wartung der sicherheitsrelevanten Anlagen seien in der Untersuchung nämlich nicht berücksichtigt. In Summe könne die zweiröhrige Variante dadurch sogar billiger kommen, schließt Gutachter Kühne. Weiters fordert Madejski zur "Verbesserung der Lebenssituation der Anrainer in Meidling, Hietzing und Penzing" die Tieflegung der Verbindungsbahn und die Erstellung eines neuen Sicherheitskonzeptes. Baustopp doch keine Verzögerung des Projekts Rätselraten herrscht nach wie vor über den vom ehemaligen Infrastrukturminister Michael Schmid verhängten Baustopp für den Lainzer Tunnel. Forstinger hatte erst diese Woche gegenüber Medienvertretern gesagt, es gebe keinen Baustopp, Madejski spricht jedoch von einem "definitiven Baustopp", der von der Ministerin auch fix zugesagt sei. Zeitlich gesehen verursache der Baustopp jedoch keine Verzögerung des Projekts, da der Ausbau der Strecke Wien-St. Pölten oberste Priorität habe und dieser erst in den nächsten acht bis zehn Jahren verwirklicht würde. Bis dorthin habe man genügend Zeit, den Tunnel neu zu konfigurieren. In den nächsten ein bis zwei Jahren müsse aber ein "Gutachten über alle bisher erstellten Expertisen vorliegen, sonst kommen wir unter Zeitdruck", meinte der FP-Politiker. Die letzte Verantwortlichkeit liege bei den ÖBB und der Verkehrsministerin. (APA)