Berlin - Mit heftigen Attacken gegen die Berliner "Ausverkaufspolitik" im Kulturbereich hat Claus Peymann am Freitag seine nächsten
Spielplanvorhaben am Berliner Ensemble angekündigt. Dazu gehört eine Neuinszenierung des "Stellvertreters" von Rolf Hochhuth zu dessen 70. Geburtstag am 1.
April. Regie führt Philip Tiedemann, den Papst spielt Hans-Michael Rehberg. Die Premiere ist im Juli geplant. Hochhuth ist über die Ilse-Holzapfel-Stiftung
Eigentümer des Grundstückes des ehemaligen Brecht-Theaters am Schiffbauerdamm. "Wir sind das einzige Theater, das das Stück von 1963 herausbringen kann,
die Weltrechte liegen zurzeit bei Costa Gavras, der das Stück verfilmt", meinte Peymann.
Gratulation
Peymann "gratulierte" dem Berliner Senat zu der "hundertprozentigen Steigerung der Erlöse beim Verkauf von Theatern". Das 1993 als Staatliche Schauspielbühne
geschlossene Schiller-Theater sei noch für eine Mark (0,511 Euro/7,04 S) verkauft worden, das Metropol-Theater jetzt für einen Euro. "Die Staatsoper wird dann
für einen Dollar verschleudert", vermutet Peymann. Er forderte Kultursenator Christoph Stölzl (CDU) dazu auf, alle Bühnen zu einem Kosten- und
Leistungsvergleich heranzuziehen und dabei "die Karten auf den Tisch zu legen, um das Finanzgebaren vergleichbar zu machen".
"Macht nichts" wird nachgeholt
Die wegen Krankheit im Jänner geplatzte Uraufführung des neuen Stücks von Elfriede Jelinek "Macht nichts" in der Regie von Einar Schleef kann frühestens im Juni
nachgeholt werden, da der Regisseur erst am Donnerstag aus der Rehabilitationsklinik zurückgekehrt sei. Peymann selbst inszeniert Shakespeares "Maß für Maß",
Premiere ist am 5. Mai. Die nächsten Uraufführungen sind "Zigarren" von Franz Wittenbrink mit Nina Hoss und Jürgen Holtz, "Die Unsichtbare" von Christoph
Ransmayr mit Kirsten Dene und "Ich liebe dieses Land" von Peter Turrini. Zum 80. Geburtstag des 1988 gestorbenen Dichters Erich Fried präsentiert sein Verleger
Klaus Wagenbach den Abend "Erich Fried erzählt Angela Merkel wie es wirklich war". (APA)