Wien - Am 10. März 2000 knallten an der US-Technologiebörse Nasdaq die Sektkorken: Mit 5132,52 Punkten hatte der Composite-Index nach einem atemberaubenden und scheinbar mühelosen Anstieg einen neuen Rekordstand erreicht. Die Bewertungen der größten Unternehmen waren in astronomische Höhen gestiegen. Der Netzwerkhersteller Cisco war für wenige Wochen das wertvollste Unternehmen der Welt, der hohe Verluste schreibende Buchhändler amazon.com verfügte über eine höhere Marktkapitalisierung als etwa der größte Flugzeughersteller der Welt, Boeing. Insgesamt repräsentierten die Unternehmen an der Nasdaq einen Wert von 6260 Milliarden Dollar (93.900 Milliarden Schilling). Doch der 10. März 2000 war auch ein Tag der Wende. Seither fielen die Kurse unaufhörlich. Am 9. März 2001 lag der Nasdaq-Composite-Index bei 2095,7 Punkten. Innerhalb eines Jahres hat er 60 Prozent seines Wertes verloren, und viele Hoffnungsträger sind gar um 90 Prozent gefallen. Der Wert aller Unternehmen liegt zurzeit bei 3,2 Billionen Dollar. Das heißt, dass sich in den abgelaufenen zwölf Monaten allein an der Nasdaq umgerechnet 45.600 Milliarden Schilling in Luft aufgelöst haben. 125.000 Milliarden Doch die Nasdaq riss natürlich auch als Technologie-Leitbörse die anderen Technologiemärkte und Börsen mit in die Tiefe. Der Neue Markt in Frankfurt liegt nun fast 80 Prozent unter seinen Höchstwerten vom März 2000, und Ähnliches gilt für die anderen Technomärkte Europas und Asiens. Insgesamt, so schätzen Experten, wurden weltweit durch die Kursverluste umgerechnet rund 125.000 Milliarden Schilling an Unternehmensbewertungen "vernichtet". Die Frage, ob nun endlich der Boden erreicht sei, spaltet die Analysten: Eine Umfrage des deutschen Handelsblatt ergab, dass die Mehrheit wieder an Kursanstiege glaubt. Allerdings ließen gerade in den vergangenen Tagen Gewinnwarnungen von Yahoo! die Märkte wieder einbrechen und zerstörten die ersten Zeichen vorsichtiger Erholung. "Das hat gezeigt, wie zerbrechlich die Märkte noch sind. Es wird lange Zeit dauern bis die Anleger wieder Vertrauen fassen. Das kann man nicht in Monaten, sondern nur in Jahren messen", meinte ein Spezialist von Morgan Stanley. Kein gutes Zeichen sei für die nähere Zukunft, dass die Investoren bei jeder Meldung gleich wieder in sichere Standardwerte wechseln würden. "Es gibt noch kein Fundament, das für dauerhaft steigende Kurse notwendig ist", so der Experte. Auch Intel sorgte am Freitag mit seiner Gewinnwarnung für große Nervosität am Markt. (Michael Moravec, DER STANDARD, Printausgabe 10.3.2001)