Stockholm - Die Europäische Union ist nach Angaben der schwedischen Ratspräsidentschaft uneinig über das US-Projekt eines Raketenabwehrschildes. Wie die schwedische Außenministerin Anna Lindh am Freitag in Stockholm nach einem Treffen mit ihrem russischen Kollegen Igor Iwanow vor Journalisten sagte, wolle die EU konkrete Pläne eines Gegenvorschlags von Moskau zu dem US-Projekt abwarten. Bisher verträten Russland und die EU keine gemeinsame Haltung zu den umstrittenen Vorhaben Washingtons, sagte Lindh weiter. "Um ehrlich zu sein, sind wir nicht einmal innerhalb der Europäischen Union derselben Meinung über NMD", gab Lindh zu. Die EU-Mitgliedsstaaten hatte eine Reihe zum Teil widersprüchlicher Stellungnahmen zu dem geplanten US-Raketenabwehrschild abgegeben. Während Schweden das Projekt eindeutig ablehnt, unterstützt Großbritannien es indirekt. Deutschland bezog keine eindeutige Stellung zu den Raketenabwehr-Plänen Washingtons. Bei seinem Besuch in der US-Hauptstadt hatte Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) am Donnerstag betont, die Bundesregierung setze in der Debatte um die Raketenabwehrpläne der USA auf Einflussnahme statt Prinzipienreiterei. Scharping unterstrich, die USA seien von ihrem ursprünglichen Plan einer rein nationalen Raketenabwehr (NMD) abgerückt. Sein US-Kollege Donald Rumsfeld sagte dazu, die US-Interessen umfassten nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern auch ihre Freunde und Verbündeten, ebenso wie die weltweit stationierten US-Truppen. Iwanow kritisierte in Stockholm die Äußerungen Rumsfelds als Versuch, die ausschließliche Schutzfunktion des geplanten Schildes für die USA herunterzuspielen. "Die Natur des Projektes" werde nicht geändert, wenn es nicht mehr das Etikett "national" trage, sagte Iwanow. (APA)