Wien - Während noch bis Ende März das Festival "imagetanz" unterschiedliche Sichtweisen auf den Körper liefert, hat sich im Odeon Sebastian Prantls "Tanz Atelier Wien" eingerichtet. Bei Prantl steht nicht der sezierende Blick eines choreographischen "Pathologen" im Vordergrund. Bei ihm wächst die Bewegung aus einer geistigen Haltung heraus, steht der individuelle Zugang jedes Ensemblemitglieds zum Tanz im Mittelpunkt des Geschehens.

Seit Beginn der 90er-Jahre hält Prantl, ein Absolvent der Juillard School (New York), an der für den Post Modern Dance so typischen prozessorientierten Arbeitsmethode fest. Dies erlaubt, seine Stückwerke in Etappen zu verfolgen, die Variationen zum gestellten Thema bieten. Oft muss sich der Choreograph schon den Vorwurf gefallen lassen, dass sich seine Arbeiten kaum voneinander unterscheiden. Das stimmt so nicht: Die Variation liegt im Detail, im Improvisieren mit einer streng festgelegten Grundstruktur und im Anpassen an den jeweiligen Umraum.

Eikon V stellt die Endphase des vor einem Jahr im WUK begonnenen Projekts Traumbilder dar. Gedanken, Träume, alltägliche Geschichten liefern die Mitwirkenden. Inhaltliche Anklänge ziehen sich durch das 70-minütige Stück, ohne aber in eine Aneinanderreihung von dramatischen Szenen zu verfallen. Es überwiegt der pure, keineswegs emotionslose, zu den verschiedensten Konfigurationen gebündelte Tanz. In Form gebrachte Bewegungsfreiheit wechselt mit nahezu klassisch anmutendem Vokabular ab. Die von massiven Säulen flankierte, in subtile Lichtreflexe (Martin Walitza) getauchte Bühne des Odeons wird von den zehn Tänzerpersönlichkeiten voll genützt - und in Prantls kommunikativen Bewegungskosmos fließt alles zusammen. (DER STANDARD/knei, Print-Ausgabe, 10./11. 3. 2001)