Bogota - Dank einer vom Bürgermeister verhängten Ausgangssperre für Männer haben die Frauen in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota die Nacht auf Samstag für sich erobert. Mehr als eine halbe Million Frauen strömten am Freitagabend (Ortszeit) in das Zentrum der Sieben-Millionen-Metropole, während die Männer zusahen, rechtzeitig zum Beginn der Sperrzeit um 19.00 Uhr zu Hause zu sein. Nur Männer mit einem vom Bürgermeisteramt ausgestellten Passierschein durften sich bis 1.00 Uhr in der Öffentlichkeit aufhalten. Sie wurden von den Frauen ausgepfiffen, verspottet, mit Mehl beworfen oder in den Hintern gezwickt. Aus Autos, Cafes und Restaurantterrassen tönte der Schlachtruf der Frauen: "Geh schlafen! Ins Bett mit den Männern!" Der seit Jänner amtierende Bürgermeister Antanas Mockus hatte die "Nacht der Frauen" angeordnet, um zum "Nachdenken über häusliche und städtische Gewalt" anzuregen. Die kolumbianische Hauptstadt gilt als besonders gewalttätig. Amtlichen Angaben zufolge starben in den vergangenen fünf Jahren 21.284 Menschen eines gewaltsamen Todes; 40 Prozent der Frauen wurden demnach im Jahr 2000 von ihren Ehemännern oder Gefährten geschlagen. Mockus ist für seine ausgefallenen Ideen bekannt. Der Philosoph und Mathematiker feierte Hochzeit auf dem Rücken eines Zirkuselefanten, ließ als Rektor der Universität von Bogota Anfang der neunziger Jahre seine Hosen fallen und startete 1993 mit einem Plastikschwert einen symbolischen Angriff auf die Präsidentschaft. (APA)