Die ARD lehnt offenbar so genannte Reality-TV-Sendungen wie "Big Brother" nicht mehr pauschal ab, sondern plant ein eigenes Format. Nach Informationen des "Spiegels" will ARD-Programmdirektor Günter Struve im kommenden Herbst den Einstieg wagen. Beim Südwestrundfunk gebe es ein Konzept unter dem Titel "schwarzwaldhaus.de", wie das Nachrichtenmagazin am Samstag vorab meldete. Danach soll eine Familie für 365 Tage in einen Schwarzwaldhof einziehen und dort leben wie vor 100 Jahren: ohne Strom, warmes Wasser und WC. Fachleute sollen den Laien-Kandidaten helfen, alte Handwerkstechniken zu lernen, heißt es unter Berufung auf ein internes Dossier des SWR. Als "spektakuläre Öffentlichkeitsaktion" sei der Bau eines weiteren Schwarzwaldhofs ebenso geplant wie der Besuch prominenter Gäste: Reinhold Messner könnte beim Baumfällen helfen, Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp beim "Radwechsel am Heuwagen", zitiert das Blatt aus dem 17-seitigen Papier, das "rund 1.500 Minuten bestes Programm auf mehreren Sendeleisten" verspreche. Nur Dokumentation über Familienleben vor 100 Jahren auf einem Schwarzwaldhof geplant Die ARD lehnt so genannte Reality-TV-Sendungen wie "Big Brother" nach wie vor ab. Der Intendant des Südwestrundfunks, Peter Voß, dementierte am Montag in Stuttgart einen Bericht des "Spiegels", wonach der Sender unter dem Titel "schwarzwaldhaus.de" den Einstieg in das Genre plane. "Das ist zunächst einmal ein ungelegtes Ei und noch nicht einmal eine Ente", sagte Voß. Das Nachrichtenmagazin hatte berichtet, dass eine Familie für 365 Tage in einen Schwarzwaldhof einziehen und dort wie vor 100 Jahren ohne Strom, warmes Wasser und WC leben soll. Voß sagte, in der Sache gehe es um Überlegungen, eine lebendige historische Dokumentation zu produzieren, in der das Leben auf einem Schwarzwaldhof vor 100 Jahren nachgespielt werde. Weder wolle man Menschen in einen Schwarzwaldhof einsperren und ihre intimsten Lebensäußerungen der Kamera ausliefern, noch sollten sich Zeitgenossen als Holzfäller, Radwechsler oder Wäschewascher produzieren. "Wenn das Projekt zu Stande kommt, soll es Geschichte zum Leben erwecken und nicht etwa publicitysüchtige Menschen bloßstellen", sagte Voß. Es gehe um die Realität, wie sie wirklich gewesen sei, und gerade nicht um die Scheinwelt im Käfig, der das falsche Etikett "Reality" aufgeklebt werde. Geplant sei eine Dokumentation, die das Leben im Schwarzwald im Jahre 1902 zeige, sagte SWR-Fernsehdirektor Christof Schmid. (APA)