Gaza - Knapp ein halbes Jahr nach Beginn der blutigen Unruhen in den Palästinensergebieten hat Palästinenserpräsident Yasser Arafat in einem bewegenden Appell an den neuen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon zur sofortigen Wiederaufnahme der Friedensgespräche aufgerufen. "Ich appelliere an das israelische Volk und seine neue Führung: Unsere Herzen sind offen und unsere Hände sind ausgestreckt, um den Frieden derTapferen zu erzielen", rief Arafat am Samstag in Gaza bei einer Ansprache vor dem palästinensischen Parlament, das sich zum ersten Mal seit Beginn der Unruhen Ende September versammelte. "Der Frieden ist und bleibt unsere einzige strategische Entscheidung", erklärte Arafat, dessen Ansprache mit großem Beifall quittiert wurde. Der Palästinenserpräsident betonte allerdings, die Gespräche müssten an dem Punkt fortgesetzt werden, an dem sie mit der vorherigen Regierung von Ehud Barak Ende Jänner im ägyptischen Badeort Taba unterbrochen wurden. Sharon lehnt dies ab. Arafat forderte in seiner Rede zudem einen israelischen Rückzug aus dem gesamten Westjordanland und Gazastreifen sowie aus Ost-Jerusalem. Hier wolle man die Hauptstadt des palästinensischen Volkes errichten. Der Präsident kritisierte heftig die "Blockadepolitik" Baraks in den vergangenen Monaten und forderte ein umgehendes Ende der israelischen Abriegelung der Palästinensergebiete. Die internationale Gemeinschaft forderte Arafat erneut zur Entsendung einer Schutztruppe auf. Der Aufstand in den Palästinensergebieten hat seit Ende September 2000 fast 450 Todesopfer gefordert, darunter mehr als 380 Palästinenser. (APA)