Europa
Frankreich: Rechte und Linke rüsten sich für Stichwahl
Außer in Paris konnten die Linksparteien der Regierungskoalition Jospins nicht wie erwartet zulegen
Paris - Nach der ersten Runde der Kommunalwahlen in Frankreich haben sich das linke und das rechte Lager noch am Montag
für die entscheidende Stichwahl gerüstet. Politiker beider Seiten riefen ihre Reihen zur Geschlossenheit auf, um am kommenden Sonntag in
Paris und anderen wichtigen Städten wie Lyon, Toulouse und Straßburg den Sieg davonzutragen.
Die in Frankreich regierende Linke um Premierminister Lionel Jospin verschaffte sich in Paris mit ihrem Spitzenkandidaten Bertrand Delanoe
im ersten Durchgang eine gute Ausgangsposition, um erstmals seit einem Vierteljahrhundert das Rathaus der Hauptstadt zu erobern. Im
übrigen Frankreich ging die rechtsbürgerliche Opposition jedoch als Sieger aus dem Wahlgang hervor. Die Rechtsradikalen verzeichneten
Verluste, konnten aber einige Hochburgen verteidigen.
Rechte voran
Landesweit blieb der erwartete Stimmenzuwachs für die Linksparteien der Regierungskoalition von Premierminister Lionel Jospin aus. Nach
der Auszählung fast aller Stimmen kam die bürgerliche Rechte auf 48,7 Prozent, die Linke auf rund 45,5. Mehrere Minister, die in rechten
Hochburgen angetreten waren, konnten sich nicht durchsetzen. Arbeitsministerin Elisabeth Guigou war in Avignon abgeschlagen,
Verkehrsminister Jean-Claude Gayssot scheiterte in Béziers, die grüne Umweltministerin Dominique Voynet in Dôle. In Toulouse und Lyon,
wo mit einem Sieg der Linken gerechnet worden war, lagen beide Lager Kopf-an-Kopf. In Straßburg erlitt die sozialistische Bürgermeisterin
Catherine Trautmann eine Schlappe. "Das ist eine Lektion in Bescheidenheit", sagte Sozialistenchef Francois Hollande.
Die Rechtsextremen mussten Stimmeneinbußen hinnehmen und erzielten 3,64 Prozent. Sie verloren ihre Hochburg in Toulon, konnten aber
andere Städte wie Marignane und Vitrolles zunächst behaupten. Die Wahlbeteiligung lag mit knapp 62 Prozent deutlich niedriger als bei den
Kommunalwahlen 1995. (APA)