Natur
Pflanzen rufen mit Nektar zur Schädlingsvernichtung auf
Mit dem süßen Futter locken sie Ameisen und Wespen als Entsatz an
Würzburg / Jena - Viele
Pflanzen erhöhen ihre
Blattnektarproduktion um
das Vier- bis Sechsfache,
wenn sie von Schädlingen
befallen werden. Mit dem
süßen Futter locken sie
vermehrt Ameisen, Wespen
und andere räuberische
Insekten an, die als
Gegenleistung ihre
Partnerpflanzen gegen
Fraßschädlinge verteidigen.
Das entdeckten
Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenökologie der
Universität Würzburg und vom
Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena.
Möglicherweise eröffnen die Ergebnisse neue Perspektiven im biologischen
Pflanzenschutz, berichten die Forscher.
Sie untersuchten malaysische Bäume (Macaranga tanarius), die mit Ameisen
in Symbiose leben. Auslöser für die vermehrte Nektaraussonderung ist das
Pflanzenhormon Jasmonsäure, fanden die Wissenschaftler heraus. Je stärker
die Pflanzen verletzt wurden, desto mehr Jasmonsäure stießen sie an den
beschädigten Blättern aus. Die größeren Hormonabsonderungen führten in
Folge zu einer Erhöhung der Nektarproduktion.
Die Würzburger Biologen Andrea Hilpert und Martin Heil behandelten mehrere
Bäume im Freiland mit Jasmonsäure. Bereits drei Stunden später hatte die
Anzahl der Insekten an den Nektarquellen deutlich zugenommen. Viele
davon, vor allem Ameisen und Fliegen, verteidigten ihre Futterstellen gegen
andere Insekten. Dementsprechend zählten die Forscher deutlich weniger
Schadinsekten auf den Bäumen.
Um die langfristige Wirkung dieses Effekts zu prüfen, behandelten die
Würzburger Biologen über sechs Wochen hinweg alle vier Tage insgesamt 30
Pflanzen mit Jasmonsäure oder traktierten sie mit 100 Nadelstichen pro Blatt.
So sollte die Nektarproduktion ständig auf hohem Niveau gehalten werden. In
dieser Zeit erlitten unbehandelte Bäume zehn Mal größere Fraßschäden als
behandelte Exemplare.
Auch Nutzpflanzen wie Baumwolle, Feigenkaktus, Cashew-Nussbäume oder
die bei uns heimischen Kirschbäume produzieren Blattnektar und werden so
zumindest teilweise vor Fraßschäden geschützt. "Es bleibt zu prüfen, ob die
Anregung der Blattnektar-Produktion oder die Zucht von Sorten, die ständig
viel Blattnektar produzieren, eine Möglichkeit darstellt, sich diese effiziente,
natürlich entwickelte Form der Schädlingsbekämpfung auch im Pflanzenanbau
zunutze zu machen", erklärt Heil.
(pte)