Bregenz/Wien - Wahrscheinlich boten die von jeder Kreativität entsorgten Vorbereitungsspiele der Austria und der Rapid doch ein repräsentatives Bild. Im Derby konnten blinde Beobachter oder Voreingenommene oder Sportdirektoren noch denken, die Austria habe ihre grundsätzlichen Probleme gelöst - nur weil sie auf eine von allen bösen Geistern des Fußballs heimgesuchte Rapid traf. Beim 1:2 in Bregenz zeigte sich, dass "wir immer noch zu kompliziert spielen", sagte Trainer Heinz Hochhauser. Bemüht, aber hektisch. Eifrig, aber ohne Selbstvertrauen. Offensiv, ohne Chancen herauszuarbeiten. Der alte Libero Varesanovic macht Fehler, diesmal leitete er mit einem Outeinwurf das erste Tor der Bregenzer ein. Der neue Prosenik, der im Derby nicht so gut war wie behauptet, spielte in Bregenz schlecht, wenn auch nicht so katastrophal, wie es da und dort heißt.
Der neue Stürmer Janssen hat wieder kein Tor geschossen, der neue Troyansky schon. Der neue Perovic "ist ein eigenes Kapitel", wie Hochhauser euphemistisch sagt. Titel? Warum nicht, heutzutage spielen sie auch schon auf Grönland Golf.
Arm und ärmer
Rapid ist noch ärmer. Wenn sogar Trainermanager Ernst Dokupil meint, es sei Feuer am Dach, dann brennt bereits der Keller. Dokupil wirkte am Freitagabend nach dem 1:2 gegen Admira Mödling angeschlagener als die desolate Mannschaft. "Wir haben uns aus dem Titelrennen verabschiedet." Der Depression förderlich war die Anwesenheit von Mödling-Trainer Hans Krankl, der sich als "ersten Rapidler" bezeichnete und den die Fans quasi zurück ins Hanappi-Stadion riefen. "Das ist nichts gegen Dokupil gewesen, sondern etwas für mich. Die Leute mögen mich."
Dokupil hilflos
Ein für den Fußball typischer Mechanismus wurde ausgelöst, Dokupil weiß das natürlich, seine Tage bei Rapid könnten, zumindest auf den Trainerjob bezogen, quasi gezählt sein. Er wirkt hilflos in seinen Erklärungen, widerspricht sich Woche für Woche, meinte diesmal, die Rapid tue sich eben schwer, wenn sie in Führung geht. Im Herbst hieß es meist: "Wenn wir vorne sind, haben wir Selbstvertrauen." Wahr war: Kaum eine andere Mannschaft hat Vorsprünge so oft verspielt wie Rapid. Ad Savicevic: Nach dem 0:2 gegen die Austria wurde das Fehlen des Regisseurs als Argument angeführt, nach der Niederlage gegen Mödling meinte Dokupil: "Wir sind eben nicht nur Savicevic." Rapid überwinterte trotz mäßiger Leistungen an erster Stelle, also hätte die Mannschaft selbstbewusst ins Frühjahr gehen müssen. Dokupil: "Die Vorbereitung war super." Dokupil ein paar Tage später: "Uns fehlt das Selbstvertrauen." Keiner der Neuen (Kauz, Taument, Jazic, Lagonikakis) hat eingeschlagen, alle sind eine Verschlechterung. Dokupil vor Monaten: "Wir brauchen den Konkurrenzkampf." Dokupil aktuell: "Sie werden mit dem Konkurrenzkampf nicht fertig." Rapids Lösung: Nicht der Bessere, der weniger Schlechte hat sein Leiberl. Am Mittwoch steigt das Match in Salzburg. Da der Mechanismus ausgelöst ist, hat Rapid eine Sorge weniger. (josko/hac)
(DER STANDARD, PRINTAUSGABE 11.3. 2001)