Wien - Sieben Wochen laufe nun schon die Kampagne der Regierung gegen ihn. Hans Sallmutter, Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, will aber nicht klein beigeben. Freiwillig gehe er auf keinen Fall, sagt Sallmutter im Gespräch mit dem STANDARD. "Die Regierung hat es in der Hand, mich abzulösen. Der Sozialminister braucht doch nur den Bescheid auszustellen. Stattdessen zieht man da eine öffentliche Schlammschlacht ab. Die Regierung wirft mit Dreck um sich, merkt aber nicht, dass sie sich dabei selber anpatzt." Das Verhalten von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der am Sonntag den Abgang von Sallmutter als Präsident des Hauptverbandes gefordert und ihm Unfähigkeit und Untätigkeit unterstellt hat, nennt dieser "unwürdig und unanständig". Der Hauptverband gehöre nicht der Regierung, so Sallmutter. "Mich greift man nur so heftig an, weil ich nicht gleich in der ersten Minute den Hauptverband dem Herrn Haupt und seinen Vasallen überlassen habe." Dass ihm die Regierung nun auch "das Chaos bei den Ambulanzgebühren in die Schuhe schieben will", sei "wirklich unerhört". Das Chaos sei überhaupt erst durch die Verordnung von Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck entstanden. Bei der Einführung der Ambulanzgebühren ortet Sallmutter "ein absolutes Versagen der Regierung". Sallmutter: "Die Gebühren bringen nix! Die Verwaltung kostet mehr, als die ganze Aktion einbringt." Allein bei den Gebietskrankenkassen belaufe sich der Verwaltungsaufwand "nach mäßigen Schätzungen auf 150 Millionen Schilling", so Sallmutter. Die Lenkungseffekte kosteten noch einmal 450 Millionen. Die Belastungen machten also zumindest 600 Millionen Schilling aus. "Die Regierung hat mit Einnahmen von einer Milliarde Schilling gerechnet. Die Erfahrungen und Rückmeldungen aus den Spitälern haben aber gezeigt, dass höchstens zehn Prozent der Patienten überhaupt eine Gebühr zu zahlen haben. Die Einnahmen sind daher weit geringer, der Erlös wird bei etwa 100 Millionen liegen. Ein absolutes Verlustgeschäft - auf Kosten der Patienten." Die "neue Kampagne der Regierung" muss er hinnehmen, "ich werde das aushalten". Trotz aller Kritik an seiner Person will Hans Sallmutter unverdrossen weiterarbeiten. "Das ist zwar nicht angenehm, aber das ist mein Auftrag." (DER STANDARD, Printausgabe, 12.3.2001)