London - Die britische Regierung will eine Sonderkommission einsetzen, um die Auswirkungen der Maul- und Klauenseuche (MKS) auf die Wirtschaft des Landes zu untersuchen. Die Kommission solle dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise und ihrer ökonomischen Folgen ausarbeiten, sagte der Agrarverbands-Vorsitzende Anthony Bosanquet am Dienstag nach einem Gespräch mit Premierminister Tony Blair. In Großbritannien stieg nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums die Zahl der betroffenen Betriebe auf 188. Seit dem Ausbruch der MKS am 19. Februar mussten Tourismus und Landwirtschaft Schäden hinnehmen, die auf mehrere hundert Millionen britische Pfund geschätzt werden. Allein die Tourismuswirtschaft beziffert ihre Verluste auf 100 Millionen Pfund pro Woche (158 Mill. Euro/2,17 Mrd. S). Bis jetzt wurden 116.000 Tiere wegen der MKS getötet, über 155.000 sollten noch folgen. Prophylaktische Keulung Die britische Regierung erwägt wegen der Maul- und Klauenseuche (MKS) die vorsorgliche Keulung von bis zu 500.000 Schafen, berichtete die BBC unter Berufung auf Landwirtschaftsminister Nick Brown. Während Brown erneut unterstrich, dass die Krise nach seiner Ansicht "unter Kontrolle" ist, geht der Bauernverband NFU davon aus, dass die Zahl der Fälle in dieser Woche rapide ansteigen wird. "Das Problem ist, dass sich das Virus jetzt über das ganze Land ausbreitet" sagte der stellvertretende NFU-Präsident, Ian Gardiner. Am Sonntag waren erstmals die südenglischen Grafschaften Gloucestershire und Kent betroffen worden. Britische Bauern zwischen Massenschlachtung und Ruin Der Schafzüchter James Moncur hat große Probleme. Obwohl seine Herde bisher von der Maul- und Klauenseuche verschont blieb, bedroht die sich täglich weiter ausbreitende Epidemie seinen Betrieb. Wie bei Tausenden seiner Kollegen schwebt auch über seiner Existenz das dreifache Damoklesschwert drohender Massenschlachtungen, Verlusten von Lämmern und fallender Preise. Weil viele seiner Tiere wegen des zur Eindämmung der Seuche verhängten Verbots von Viehtransporten nicht in die Ställe gebracht werden können, müssen einige seiner 800 trächtigen Mutterschafe ihre Lämmer im Freien zur Welt bringen. Das bedeutet für Moncur, dass mehr Lämmer als gewöhnlich bei oder kurz nach der Geburt sterben werden. Denn die unter dem Namen North Country Mules bekannten britischen Hybridschafe, die der Bauer aus Nazeing in Südengland züchtet, sind nicht sehr widerstandsfähig gegen die Unbill des Wetters. "Es ist ein Alptraum und es wird immer schlimmer", sagt Moncur. Rund drei Wochen nach Bekanntwerden der ersten Fälle gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die Ausbreitung der Seuche verlangsamt. Allein am Montag wurden 19 neue Fälle bekannt, darunter die ersten in den südenglischen Grafschaften Kent und Gloucestershire. Damit gibt es seit dem Ausbruch der Seuche in ganz Großbritannien 188 Fälle von MKS. Weitere 150 Höfe und Schlachthäuser befinden sich unter Beobachtung. (APA/Reuters)