Jerusalem - Kurz vor der ersten Kabinettssitzung der neuen israelischen Regierung haben mehrere Minister aus der Arbeiterpartei am Montag die verstärkte Blockade palästinensischer Dörfer in der Region um Ramallah im Westjordanland kritisiert. Wie der neue Außenminister Shimon Peres im öffentlichen Rundfunk sagte, müsse die Anordnung der Armee zur Abriegelung des Gebietes "überarbeitet" werden. Nach Angaben eines Regierungssprechers in Jerusalem wurde die verstärkte Blockade angeordnet, nachdem Hinweise auf den Versuch eines anti-israelischen Autobombenanschlags eingegangen seien. Die Blockade-Maßnahme hätte auf der Arbeitssitzung der neuen Regierung von Ministerpräsident Ariel Sharon beschlossen werden müssen, monierte ein Minister der Arbeiterpartei. In einer offiziellen Stellungnahme des Büros von Sharon hieß es: "Die Politik des Regierungschefs ist es, die Beschränkungen zu lockern, wo es möglich ist, und gleichzeitig in den Regionen aktiv zu werden, in denen es terroristische Aktivitäten gibt." Ziel, Palästinenser "zu unterwerfen"? Shlomo Filber, einer der Führer der israelischen Siedler, sagte am Montag, die Blockade Ramallahs sei Teil einer Strategie mit dem Ziel, die Palästinenser "zu unterwerfen", um einen israelischen Sieg im Kampf um die Palästinensergebiete zu erzielen. US-Botschafter Martin Indyk sagte unterdessen in Tel Aviv, die neue US-Regierung werde gegenüber der bisherigen Politik der USA einen Schritt zurücktreten und die Konfliktparteien ermutigen, in direkten Gespräche alle Maßnahmen zu treffen, um eine Ausweitung des Konfliktes zu verhindern. Unter dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton hatten die USA intensiv zwischen Israel und den Palästinensern vermittelt. Ein Abkommen kam jedoch nicht zu Stande und seit Ende September hält ein Aufstand in den Palästinenser-Gebieten an, bei dem rund 420 Menschen ums Leben gekommen sind. Zuvor hatte die palästinensische Autonomiebehörde der israelischen Armee am Sonntag vorgeworfen, palästinensische Gebiete im Gazastreifen und im Westjordanland zu isolieren. Israel habe Panzer und schweres Geschütz aufgefahren, um palästinensische Siedlungen in "Gefängnisse" zu verwandeln. Augenzeugen zufolge soll die israelische Armee in der Gegend von Ramallah Dutzende palästinensische Ortschaften mit Blockaden aus Erde, Steinen und Beton abgeriegelt haben. Die israelische Armee begründete ihr Vorgehen mit Sicherheitserwägungen. (APA/dpa/Reuters)