Wien - Der beschlossene Verkauf des syndizierten 27 Prozent-Aktienpaketes der EVN stelle für die börsenotierte Österreichische Elektrizitätswirtschafts AG (Verbund), die neben der EAG und EStAG als Verkäufer auftritt, nicht nur eine Erleichterung der finanziellen Situation dar, sondern könnte auch die derzeitige energiepolitische Lähmung in Österreich aufheben, meint die Energieexpertin der Raiffeisen Zentralbank (RZB), Klara Szekffy. Der Verbund sei durch seine Yen- und Franken-Anleihen ziemlich verschuldet, wobei beim Yen zusätzlich der derzeit ungünstige Yen-Kurs erschwerend hinzukomme, führte Szekffy aus. "Diese Lösung ist für den Verbund nicht schlecht", beurteilt Szekffy am Montag gegenüber der APA den Verkaufsplan. Für die EVN sei der geplante Verkauf dagegen "nicht so vorteilhaft" und hänge besonders davon ab, ob der neue Investor ein ausländisches Unternehmen ist. Szekffy weist darauf hin, dass sich die EVN für eine österreichische Energie Allianz ausgesprochen habe. Wie es bei der EVN nach dem Verkauf weiter gehen wird, sei sehr fraglich und ungewiss und werde stark vom neuen Partner abhängen. Von den drei als potenzielle neue Investoren gehandelten Kandidaten, der EdF, E.ON und RWE, wisse man diesbezüglich noch zu wenig, so Szekffy. Paßt in Expansions-Strategie des Verbund Der beabsichtigte Verkauf der EVN-Anteile passe zudem auch in die Expansions-Strategie des Verbund. "Der Verbund hat überall Kaufangebote gemacht", führte Szekffy aus. So scheine der Verbund über sein Joint-venture Energa auf einer Shortlist in Italien auf. Mit den erwarteten Erlösen könnte der Verbund die Expansion besser als bisher finanzieren. Derzeit lukriere er aus der EVN-Dividende "nur sehr wenig", meinte die RZB-Expertin. Nachdem eine große österreichische Energielösung offenbar gescheitert sei, habe der Verbund auch keinen Grund mehr, das EVN-Aktienpaket zu behalten. Die bisherige gegenseitige energiepolitisch Lähmung sei nicht optimal. Eine große Frage bleibe aber der Preis. Die RZB-Analystin zeigt sich jedoch überzeugt, dass bei einem strategischen Investor auch der Preis gut sein müsste. Zumindest aktienkursmäßig können beide Unternehmen von den Neuigkeiten profitieren: die EVN-Aktie konnte heute, bis 12.30 Uhr 5,27 Prozent auf 35,37 Euro zulegen, die Verbund-Aktie stieg bisher 1,11 Prozent auf 126,74 Euro. EVN ist mit rund 30.000 gehandelten Aktien in Einfachzählung die meistgehandeltste Aktie in Wien. In Verbund wurden bisher rund 3.500 Aktien gehandelt.(APA)