Wien - Als Folge einer internationalen konjunkturellen Kettenreaktion dürfte auch Österreichs Wirtschaft im laufenden Jahr 2001 etwas geringer wachsen als noch im Dezember angenommen. In drei Wochen dürften die Wirtschaftsforscher ihre Wachstumsprognosen für Deutschland und damit auch für Österreich des Jahres 2001 etwas zurücknehmen. Der Leiter des Institutes für Höhere Studien (IHS), Bernhard Felderer, sprach heute, Montag, von "ganz kleinen Anpassungen", die nicht dramatisch wären und auch das österreichische Budget 2001 und die Pläne zum Nulldefizit 2002 nicht beeinträchtigen werden. Die "Konjunkturdividende" werde jedoch geringer ausfallen. Voraussetzung sei jedoch das Tempo der Erholung in den USA: Verpasst die US-Konjunktur im 2. Quartal die Erholung und den erwarteten Wiederaufschwung im 3. und 4. Quartal, dann gibt es auch auf Österreich und fürs Budget Rückwirkungen, so Felderer zum Negativ-Szenario. Dem jetzigen Absturz der New Economy in den USA sei ja eine extreme IT-Aufrüstung voran gegangen. Diese Nachfragekrise, die im IT-Sektor (Computer, Software, Internet) eine Marktbereinigung bringe, werde dank der kurzlebigen Hard- und Softwareprodukte aber bald vorüber sein. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hatte bei der Dezember-Prognose für 2001 in Österreich ein reales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 2,6 Prozent erwartet, das IHS sah damals schon etwas weniger, nur 2,5 Prozent. Für Deutschland hatte das IHS ein reales Wachstum von 2,4 Prozent angenommen. Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute nehmen ihre Wachstumsprognosen nun jedoch zurück. Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung geht nach den Frühindikatoren für 2001 nur mehr von einem Wachstum von etwa 2,1 Prozent aus, wie am Wochenende bekannt wurde. Bisher hatte das DIW 2,5 Prozent veranschlagt gehabt. Europa kommt nicht ungeschoren davon Felderer nahm am Montag an, dass die vorübergehende Abschwächung in den USA heuer Europa nicht ungeschoren lassen werde. Die Wirtschaftslage in USA, die im 1. Quartal ihren Tiefpunkt erreicht haben dürfte, und die drohende Rezession Japan dürfte das Wachstum des Welthandels 2001 mit 5 bis 6 Prozent etwa auf die Hälfte des Jahres 2000 (13 Prozent) zurückwerfen. Davon ist die exportlastige deutsche Wirtschaft - von der die österreichische Wirtschaft stark abhängig ist - besonders getroffen. Der vorjährige deutsche Boom war durch den Außenhandel getragen, andere Indikatoren hätten zuletzt zu einer negativen deutschen Wachstumsrate geführt, "hätten sie die Exporte nicht". BIP-Wachstumsdifferenzen bis zwei Zehntel seien in jeder vorsichtigen Budgetannahme inbegriffen, so Felderer. Zudem gebe es im Haushaltsplan "viele Parameter, an denen man drehen kann: Its up to the Finanzminister", sagt Felderer. Zum angepeilten Nulldefizit meint Felderer, dass "dieses Budget sicher hält, zumindest buchhalterisch. Sie können im letzten Moment Ausgaben kürzen oder stoppen", wie dies etwa auch in den letzten Jahren mehrfach geschehen sei. Zum aktuellen österreichischen Budget merkte Felderer an, dass mit Steuererhöhungen und Fonds-Abschöpfungen eine "Zwischenfinanzierung" gewählt wurde, bis die geplanten und versprochenen Ausgabenkürzungen griffen. Für die Ausgabenreduktionen in der Verwaltung sei er "nicht pessimistisch". Auch im Beschaffungswesen könnten nun eine Milliarde und mehr eingespart werden. Vorsichtiger beurteilt der Experte die Einsparungen im Sozialbereich. Zur Reform des Pensionssystems wird auch das IHS in Kürze einen Reformvorschlag vorlegen. (APA)