Sydney - Das Zielgebiet des bevorstehenden Absturzes der russischen Raumstation Mir liegt in der Pazifikregion, Australier und Neuseeländer sehen dem Manöver aber bisher gelassen entgegen. Die Tatsache, dass sie mit näher als der Rest der Welt an der vermutlichen Absturzstelle der verbleibenden Bruchstücke leben, jagt ihnen keine Schauer über den Rücken. "Ich werde mit Sicherheit keinen Helm aufhaben", sagt Sternenforscher Brian Carter in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington. Seine Ruhe spiegelt auch die Haltung der Bevölkerung in den beiden Ländern wider, die am ehesten betroffen sein könnten, wenn der "kontrollierte Absturz" schief geht. Expertenrat In Neuseeland schätzt man, dass der Absturzort der nicht in der Erdatmosphäre verglühten Bruchstücke rund 3.000 Kilometer von der Südspitze Neuseelands entfernt sein wird. Für alle Fälle wurde aber immerhin ein Expertenrat eingerichtet, der täglich zusammenkommt und direkt Premierministerin Helen Clark unterstellt ist. Die Neuseeländer haben schon einmal schlechte Erfahrungen mit offensichtlich russischem Weltraummüll gemacht. 1972 landeten mehrere Bruchstücke von Gasflaschen eines Satelliten in Neuseeland. Niemand kam zu Schaden, aus politischen Gründen gaben die Russen den Vorfall nie zu, obwohl an Hoheitszeichen auf den Flaschen klar zu erkennen war, woher sie kamen. Diesmal ist die Zusammenarbeit mit Russland wesentlich offener. Das Gebiet im "Weltraumschrott-Friedhof" ist so abgelegen, dass dort normalerweise nicht einmal Schiffe verkehren. Auch Flugrouten kreuzen das Gebiet kaum. Trotzdem wollen Neuseeländer und Australier Warnungen herausgeben, wenn es soweit ist. Ruhig Blut "Wir brauchen keine schlaflosen Nächte zu verbringen", erklärt denn auch Politiker Brendan Nelson von der liberalen Regierungspartei in Australien. Aber auch auf dem fünften Kontinent ist man für alle Fälle vorbereitet. Diverse Behörden, die für Katastrophen zuständig sind, und das Militär sind in die Konsultationen mit der russischen Weltraumbehörde eingebunden, erklärte Nelson. So unaufgeregt wie die Regierungschefin in Neuseeland und die Regierung in Australien reagiert bisher auch die Bevölkerung. Nicht einmal in den vielen Radiosendungen, in denen Hörer anrufen und täglich die abenteuerlichsten Verschwörungstheorien vortragen, ist der Mir-Absturz bisher ein Thema gewesen.(APA/dpa)