Brüssel - Mit Portugal ist zum zweiten Mal innerhalb eines Monats ein Mitgliedsland der Währungsunion wegen seiner laxen Haushaltspolitik verwarnt worden. Die EU-Finanzminister sprachen am Montag in Brüssel eine ernste Rüge gegen die portugiesische Regierung aus, nachdem sie erst im Februar Irland offiziell abgemahnt hatten. Lissabon könne nicht weiter an der Steuerschraube drehen, sondern müsse ernsthafte Sparmaßnahmen einleiten, hieß es. Im Unterschied zu Irland gab es aber keine sanktionsartige öffentliche Aufforderung zur Änderung der Haushaltspolitik. Portugal habe nicht wie Irland absichtlich gegen die wirtschaftlichen Leitlinien der EU verstoßen, meinten die Minister. Formell sei der Haushalt Portugals vor der Verabschiedung der Leitlinien für das Jahr 2000 beschlossen worden. "Die Kritik blieb knapp unter der roten Linie", sagte ein Diplomat. Kritisiert wird vor allem die in der gegenwärtigen starken Wachstumsphase als nicht ausreichend angesehene Budgetkonsolidierung. Zwar sei das Defizit im vergangenen Jahr mit Hilfe von Einnahmen aus den UMTS-Lizenzen auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verringert worden. Dies biete aber keinen ausreichenden Sicherheitsspielraum, um auch bei einer Abkühlung der Wirtschaft innerhalb der 3-Prozent-Grenze zu bleiben. Der Ministerrat wirft den Portugiesen vor, über ihre Verhältnisse zu leben, zu viel zu konsumieren und zu wenig zu produzieren. Das Leistungsbilanzdefizit sei von sechs Prozent im Jahr 1999 auf neun Prozent im Jahr 2000 gewachsen. Bundesfinanzminister Hans Eichel sagte: "Wir müssen an unsere gemeinsamen Positionen in der Finanzpolitik halten." (APA/dpa)