Klagenfurt - Und wieder verläßt ein langjähriger Weggefährte Jörg Haiders die Politik. Für die Öffentlichkeit überraschend hat am Montag der Kärntner Landeshauptmannstellvertreter Mathias Reichhold seinen Rücktritt bekannt gegeben. "Aus privaten Gründen", wie die offizielle Formel lautet. Reichhold will sich nun auf seinen Bauernhof zurückziehen und nur mehr ehrenamtlich für die FPÖ tätig sein.
Landeshauptmann Jörg Haider bedauerte den Abschied Reichholds und meinte, dass er mit dieser Entscheidung "absolut keine Freude" hätte, den persönlichen Wunsch jedoch respektiere. Wer der Nachfolger des 43-Jährigen wird, soll im Verlauf dieser Woche geklärt werden. Als wenig wahrscheinlich erscheint der wegen seiner "Chaospolitik" schwer unter Beschuss geratene FP-Finanzlandesrat Karl Pfeifenberger.
Für Reichhold selbst kam der Schritt nicht überraschend. Schon seit längerem hatte sich Haiders "ewiger Reservemann", wie er parteiintern bezeichnet wurde, mit seinem Ausstieg auseinander gesetzt. Denn den redlichen Lohn für seine 23-jährige Treue und Freundschaft zu Jörg Haider hat Reichhold nie wirklich geerntet. Während andere, etwa Erzrivale Karl- Heinz Grasser, auf der parteiinternen Karriereleiter rasch immer höher stiegen, blieb Reichhold auf der Ersatzbank und sprang immer dort ein, wo gerade Not am Mann war. So war der als Bauernvertreter in die Politik gekommene Reichhold zunächst neben Heide Schmidt Generalsekretär der Bundes-FPÖ.
1992 wechselte Reichhold aus dem Nationalrat nach Kärnten, um dort Jörg Haider als Landeshauptmannstellvertreter als "Platzhalter" zu vertreten, wie er damals selbstironisch meinte. 1994 machte Haider den jungen Karl-Heinz Grasser (Reichholds Nachfolger im Generalsekretariat) zum Zweiten Landesvize, für den Reichhold wiederum einsprang, als Grasser kurzfristig zu Frank Stronachs Magna- Konzern wechselte. Zwischenzeitlich war Reichhold wieder Nationalrats- und EU- Abgeordneter, um nach dem Wahlsieg Jörg Haiders in Kärnten zum Ersten Landeshauptmannstellvertreter zu avancieren.
Seine Aufgabe, Haiders wichtigstes Wahlversprechen, den Kinderscheck, als Pilotversuch in Kärnten umzusetzen, ist mit dessen bundesweiter Einführung erfüllt. Persönlich habe er schon genug verdient - vor allem mit jungen Internetaktien, meinte Reichhold schon vor Monaten. Gleichzeitig mit Reichhold, stellte auch Landesschulratspräsident Günther Harmina sein Amt zur Verfügung.
Für die Kärntner SPÖ hat sich das blaue Rücktrittskarussell nach den Kurzzeitministern Krüger, Sickl und Schmidt nun auch in Kärnten in Bewegung gesetzt. Mit Reichhold und Harmina habe die FPÖ bereits fünf politische Leichen innerhalb eines Jahres zu verantworten. (stein)
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13. 3. 2001)