Wien/Linz - "Einem ungarischen Teppichhändler die Krampfadern zu massieren" wäre ihm allemal lieber, als nur eine einzige Sendung von Stephan Raab ertragen zu müssen. Auch von der derzeit erfolgreichen Comedy-Welle will er möglichst keinen Spritzer abbekommen, denn "wenn der Quotient aus Substanz und Medien-Alarm gegen null geht, melden sich meine Gallensteine".

Folgerichtig schickt der ehemalige Kardiologe und Rock-Clown Georg Ringsgwandl seinen "Gaudibursch" in Frühpension und die "Gache Wurzn" ins Rennen. Weg vom musikalischen Eintopf mit Witzeleien, hin zu einer "einheitlichen Ästhetik". Berührender, bayerischer Blues - oder auch "vom Lärm befreite Rockmusik". Auf alle Fälle "hochgradig unmodern". Nicht ganz so spartanisch, wie seinerzeit in "Staffabruck", aber reduziert auf das Unvermeidliche.

Mit erdiger, ehrlicher Poesie und einer faxenfreien und von sozioromantischen Weichzeichnern unberührten, wachen Nüchternheit besingt Ringsgwandl herbe Wahrheiten: vom "Brucknwirt", der sich amtlichen Kontrollen schlagfertig widersetzt, von brauner Nachbarschaft "scharf rechts hinterm Mond, wo der Garten-Nazi wohnt" oder vom plötzlichen Tod des "unscheinbaren Verkaufsvertreters". Eine Art "Poesie der Globalisierungsverlierer", nennt das Ringsgwandl selbst, "der gesunde Menschenverstand blickt unerschrocken in die Fußgängerzone: Das in etwa ist die Gache Wurzn." Für den entsprechend "gschlamperten" Klang sorgen seine "verkommenen Musiker" Nick Woodland, Skip Thaller und Martin Thalhammer. (DER STANDARD/pb, Print-Ausgabe, 13. 3. 2001)